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Ein Akteur zwischen den Zeiten, Zeichen und Medien: Théophile Gautier und die Ästhetik der Moderne
Antragstellerin
Professorin Dr. Kirsten von Hagen
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396328986
Théophile Gautier (1811-1872) zählt zu den vielseitigsten, aber dennoch von der Forschung vergleichsweise wenig beachteten Protagonisten des literarischen Feldes im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Lange Zeit auf die Rolle des Vertreters eines elitären, solipsistischen Kunstverständnisses festgelegt, setzt sich erst allmählich eine nuanciertere Betrachtung seines umfangreichen Gesamtwerks durch, in dem Lyrik, Novellen, Romane, Dramen und Libretti für Ballettstücke ebenso vertreten sind wie Reiseberichte, Kunstkritiken und theoretisch-programmatische Schriften. Ein deutliches Desiderat der rezenten Gautier-Forschung ist jedoch, Gautier als einen der wichtigsten Vermittler zwischen den unterschiedlichen und konkurrierenden Kunstkonzepten des 19. Jahrhunderts und als zentralen Akteur einer sich auszubildenden Moderne in den Blick zu rücken. Im Rahmen des Projekts soll das breite Spektrum seiner verschiedenen Autorenrollen erstmals systematisch auf diese Fragestellung hin untersucht werden. Das Vorhaben zielt in erster Linie ab auf eine Neuperspektivierung von Gautiers Konzeption einer (in ihrem Entstehungskontext v.a. als weltabgewandt und gesellschaftlich unproduktiv deklarierten) Autonomieästhetik, deren Innovationscharakter in zweifacher Hinsicht konturiert wird: Zum einen als eine wegweisende Funktionsbestimmung für eine im Zuge moderner Ausdifferenzierungs- und Institutionalisierungsprozesse unter Anpassungsdruck geratene Sphäre der Kunst. Und zum anderen im Sinne einer künstlerischen Praxis, die, indem sie Selbstreflexion insbesondere im Rekurs auf andere Künste und in diesem Sinne intermedial übt, Kernpunkte einer modernen Ästhetik und ihrer Theorie vorbereitet. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Untersuchung der auffällig genreübergreifenden Bedeutung intermedialer Bezugspunkte, die über die Diskussion bisheriger Forschung zur "transposition d'art" in Gautiers lyrischem Werk hinausreicht und neben Romanen und Novellen auch seine bisher kaum beachteten dramatischen Texte und journalistischen Arbeiten mitberücksichtigt. Insbesondere die intermediale Dimension seines Werks kristallisiert sich als Ausgangspunkt für eine außergewöhnlich (selbst-) kritische Positionierung im zeitgenössischen Kräftefeld der verschiedenen Interessengruppen und Kunstanschauungen, die wiederum auf die Entwicklungen in den Künsten seit dem fin de siècle vorausweist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen