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Imperia sine fine? Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone vom späten 1. bis zum frühen 3. Jh. n.Chr.

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396777136
 
Die Außengrenze Roms im Nahen Osten hat in der Vergangenheit vielfach die Aufmerksamkeit der Forschung erregt. Dabei war die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema vor allem von drei Aspekten geprägt: Erstens, stand der militärische Aspekt klar im Fokus; zweitens wurde das Thema nahezu ausschließlich aus römischer Perspektive betrachtet; drittens lag der Forschungsschwerpunkt zeitlich eindeutig auf der Spätantike. Vor diesem Hintergrund setzt sich das Projekt zum Ziel, den Grenzraum im Nahen Osten in der Periode von Vespasian bzw. Vologeses I. um 70 bis zu Severus Alexander bzw. dem Untergang der Arsakidenmonarchie um 230 n.Chr. in systematischer Form zu untersuchen. Die zeitliche Begrenzung bietet sich an, da es sich um eine historisch in sich geschlossene Epoche handelt. Dabei sollen aus lokaler Perspektive neben der Grenzsicherung der Imperien vor allem die politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Veränderungen in der durch das Aufeinandertreffen zweier Imperien zum Grenzraum gewordenen Region zwischen dem Zagros-Gebirge und dem Mittelmeer analysiert werden. Die Untersuchung soll aufzeigen, dass die Region mehr durch friedliche Kontakte geprägt wurde als durch die häufig behandelten Konflikte zwischen den Imperien. Der Grenzraum soll konsequent aus unterschiedlichen Perspektiven als eine in vielerlei Hinsicht eigenständige Zone des Austauschs, des Handels, der Kulturkontakte und der politischen Beziehungen lokaler und regionaler Akteure betrachtet und dargestellt werden. In Zusammenarbeit mit der interdiziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe aus Jenaer und auswärtigen Experten werden die unterschiedlichen Quellengattungen, die griechisch-lateinische Überlieferung, die orientalischen literarischen Traditionen aus dem syrisch-mesopotamischen Kulturraum und dem Iran, die dokumentarischen Quellen sowie die archäologischen Zeugnisse zu den militärischen Anlagen und den nahöstlichen Kulturzentren im Grenzraum ausgewertet.Dabei sollen die einzelnen Schritte der Untersuchung zwei gegenläufige Aspekte aufdecken: Zum einen prägten die beiden Großreiche im Untersuchungszeitraum ihre Peripherien durch machtpolitische, rechtliche und militärische Parameter, zum anderen wurde der Raum beiderseits des Grenzverlaufs von lokalen und regionalen Kräften als ein zusammengehöriger Kulturkreis sui generis gestaltet. Die Kräfte des Zentrums und diejenigen der Peripherie waren nicht stets auf das gleiche Ziel ausgerichtet, doch übten sie maßgebende Einflüsse auf die Grenzregion aus. Die wechselseitige Interaktion dieser beiden Faktoren systematisch zu untersuchen, verspricht ein tieferes Verständnis sowohl der Lokalgeschichte als auch der großen historischen Entwicklungen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Niederlande
 
 

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