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Schmerzerfahrungen im Wandel: Körperzustände, Sinneswahrnehmungen und Emotionen im frühen und hohen Mittelalter

Antragstellerin Dr. Bianca Frohne
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396802086
 
Schmerzerfahrungen sind zu allen Zeiten nicht nur durch biologische, sondern durch soziale und kulturelle Faktoren geprägt. Damit unterliegen sie einem historischen Wandel. Da die überwiegende Mehrheit einer Bevölkerung Schmerzen erlebt oder erlebt hat und deshalb intimes Wissen über dieses Phänomen hat, bietet die Art und Weise, wie Schmerzen thematisiert und sozial und kulturell einbezogen werden, Einblicke in historische Gesellschaften in ihrer Ganzheit. Das Forschungsprojekt stellt die Grundlage für eine der ersten systematischen Studien über lang anhaltenden Schmerz in vormodernen Gesellschaften dar, basierend auf einer Auswertung von früh- und hochmittelalterlichen Quellen. Dabei stehen zeitgenössische Körperkonzepte, Vorstellungen von Sinneswahrnehmungen und Emotionen sowie Inszenierungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit lang anhaltenden Schmerzerfahrungen im Mittelpunkt. Der Körper galt im Mittelalter als durchlässig und verwandelbar; Schmerzerfahrungen waren eng mit Sinnes- (aber auch mit übersinnlichen) Wahrnehmungen, Gefühlszuständen, (rituellen) Handlungen und Taten verbunden. Das Projekt untersucht die gesellschaftlichen Bedeutungen, die Anwendbarkeit und die Veränderungen dieser Konzepte zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert. Zu den Zielen des Projekts gehört, 1. die Aufmerksamkeit auf Schmerz als körperliche Erfahrung zu lenken; 2. Vorstellungen von Emotionen und Sinneswahrnehmungen im Zusammenhang mit Schmerz zu untersuchen; 3. den performativen Charakter des Schmerzes in mittelalterlichen Kulturen hervorzuheben. Das Vorhaben konzentriert sich auf eine Zeit, in der lang anhaltende Schmerzen weit verbreitet und die Möglichkeiten der Schmerzlinderung begrenzt waren. Indem Sinneswahrnehmungen, emotionale Erfahrungen und Inszenierungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des leidenden Körpers als kulturell und gesellschaftlich bedingte, veränderbare Phänomene im Wandel der Zeit untersucht werden, vertieft das Vorhaben das Forschungsgebiet der Disability History und wirft zugleich ein neues Licht auf unser aktuelles Verständnis von Schmerz. Es ist methodisch und thematisch innovativ, indem es die Geschichte des Schmerzes, Disability History und die Emotionengeschichte miteinander verbindet und deren jeweilige Methoden zusammenführt, ohne zu einem individualistischen Modell von Behinderung zurückzukehren. Dieser Ansatz wird in Zusammenarbeit mit führenden Forscher_innen in den Bereichen der Disability History und der Emotionengeschichte an der Swansea University entwickelt und dabei kontinuierlich geschärft und evaluiert. Um diese neue methodische Perspektive ausschöpfen und nach dem Ende des Forschungsstipendiums weiterführen zu können, wird ein internationales, epochenübergreifenden Netzwerk "Disability, Pain and Emotions“ gegründet.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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