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Menschwerdung Gottes im Zeitalter der Globalisierung. Marx’sche Ökonomiekritik bei Enrique Dussel und der Entwurf eines strukturalen Formats von Christologie und Soteriologie

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396925551
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der christlichen Theologie wird Jesus von Nazareth mit seiner Botschaft von der Königsherrschaft Gottes als Christus, Messias und Heilsbringer bzw. -mittler verstanden. Dieses Glaubensbekenntnis erörtern die zwei theologischen Disziplinen der Christologie und der Soteriologie. Traditionell steht bei der Heilsbedeutung des Christusbekenntnisses der Mensch, seine Freiheit im Verhältnis zu Gott und zu den anderen Menschen im Blick. Die Menschwerdung Gottes fokussiert jene Menschlichkeit, zu der alle Menschen berufen sind. Allerdings blendet die herkömmliche Herangehensweise die Frage nach inhumanen globalen Strukturen, deren Humanisierung und damit die Gestaltung der globalen Gemeinschaft als Inhalt und Zielpunkt christologischer bzw. soteriologischer Überlegungen aus. Der fehlende Bezug auf die ungerechten globalen Strukturen verhindert letztlich, die Frage nach dem von Gott zugesagten Heil realistisch beantworten zu können. Um eine solche noch ausstehende strukturale und gemeinschaftsbasierende Christologie zu erarbeiten, greift das Projekt die Überlegungen des argentinisch-mexikanischen Befreiungstheologen und -philosophen Enrique Dussel auf. Dieser fragt in einem ersten Schritt nach den Grundprinzipien einer »Ethik der Gemeinschaft«, die fundamental auf der Achtung der Würde ›des Anderen‹ basiert. In einem zweiten Schritt erkennt Dussel diesen Anderen nicht nur in dem individuellen Nächsten, sondern auch im globalen Mit- /Gegeneinander von Völkern, Kulturen und Nationen. Auf dem Feld kapitalistischer Ökonomie versucht er mit Hilfe der Ökonomiekritik von Karl Marx diese Gemeinschaftsethik auf den globalen Kapitalismus anzuwenden sowie auszuweiten und in der Ausbeutung der lateinamerikanischen Kulturen und Nationen diesen ausgebeuteten Anderen zu entdecken, der bereits in der Ausbeutung der ›lebendigen Arbeit‹ bei Marx zu finden ist. Während Dussel keine gemeinschaftsethische bzw. strukturale Christologie ausgearbeitet hat, wendet dieses Forschungsprojekt Dussels Überlegungen auf den Bereich der Christologie an. So wird in der Tradition befreiungstheologischen Denkens die Menschwerdung Gottes v.a. als Menschwerdung in den Armen verstanden, wodurch Gott nicht nur abstrakt Mensch wird, sondern v.a. als ein unter herrschenden Systemen konkret Leidender benennbar wird. Der Bezug auf Gott stellt eine Außenperspektive auf die irdischen Unterdrückungs-Systeme her, der sie als das entlarvt, was sie sind. Gerade die offenbarungstheologische bzw. inkarnationschristologische Begründung konkretisiert den weltlichen Gehalt einer Gemeinschaftsethik: Der Arme ist nicht nur einfach Ausgebeuteter im System, sondern wird über die Menschwerdung Gottes als jemand qualifiziert, der über das System hinausweist: seine Menschlichkeit und Würde bilden den kritischen Maßstab des Reiches Gottes für die Welt. Von dieser Erkenntnis her zielt Christologie auf eine Praxis der konkreten Befreiung aus Unterdrückung und erhält damit eine gleichermaßen realistische wie soteriologische Kontur.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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