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Das marine Umweltbewusstsein. Wissen, Medien und Politik der belebten Unterwasserwelt (1870 bis 1980)
Antragstellerin
Privatdozent Dr. Franziska Torma
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397100892
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der "Blaue Planet" zu einem Inbegriff des Umweltschutzes und eines neuartigen globalen Bewusstseins. Zwar verliehen die Meere diesem Bild die Hauptfarbe, aber die umwelthistorische Forschung betrachtet bisher Entwicklungen auf dem Festland als Wegmarken in die ökologische Ära: Rachel Carsons Buch Silent Spring (1962), die Ölpreiskrisen (1973; 1979/1980) und die sich formierende zivilgesellschaftliche Umweltbewegung gelten als Indikatoren des Bewusstseins für die Belange der Natur. Das beantragte Projekt entwickelt dagegen die These, dass die Meeresbiologie des Kaiserreichs Grundkonstanten des Umweltbewusstseins erschuf. Die Erforschung der Meerestiere im 19. Jahrhundert prägte Konzepte der Biozönose, der Ökologie und der Umwelt. Die Fragestellung, wie sich aus dem Wissen vom Meerestier ein Verständnis für die globale Umwelt entwickelte, leitet das Projekt. Drei Themenfelder sind zu analysieren: Im ersten Feld steht die Etablierung der Meeresbiologie als Wissensform zwischen den 1870er und 1930er Jahren im Vordergrund. Der zweite thematische Schwerpunkt dreht sich um die Frage, wie Filmtechnologien zwischen den 1920er und den 1960er Jahren die Meere als ökologische Systeme inszenierten und Meerestiere in der menschlichen Kultur verankerten. Im dritten Thema dient die Entwicklungspolitik zwischen den 1960er und 1980er Jahren als heuristisches Labor, um den Umschwung des Meeres von der utopischen Ressource zum schützenswerten Gut nachzuvollziehen. Über das engere Feld der Meeresbiologie hinausgehend, versteht sich das Projekt als Beitrag zu drei Forschungsdiskussionen: Erstens, mit reisenden Biologen, weltweiten Forschungsstationen sowie den daraus resultierenden medialen, wirtschaftlichen und politischen Weltverbindungen geraten Prozesse der Globalisierung im 19. und 20. Jahrhundert in den Blick. Diese Perspektive der longue durée ergänzt den bisherigen Schwerpunkt globalhistorischer Forschung zu Deutschland, der auf dem Kaiserreich liegt. Zweitens, mit der Meeresbiologie als Wissensform von der belebten Unterwasserwelt, rücken Tiere als Bestandteile der Umwelt mit in den Mittelpunkt der historischen Darstellung. Bisher steht in der Umweltgeschichte vor allem das Verhältnis vom Menschen zur Natur im Vordergrund. Dagegen soll, drittens, geprüft werden, ob und inwieweit das Meer ein eigenständiger, fluider Geschichtsraum ist und welches methodologische Innovationspotential sich durch die Entstehung des neuen Wissensfeldes für die Umwelt- und Wissenschaftsgeschichte, aber auch für die allgemeine Geschichte bietet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen