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Sprachaudiometrie, Aufmerksamkeit und Alter
Antragsteller
Professor Dr. Hartmut Meister
Fachliche Zuordnung
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398038798
Das Hörvermögen und bestimmte kognitive Leistungen unterliegen typischerweise einem altersassoziierten Abbau. Ein mögliches Zusammenspiel dieser Faktoren ist in den letzten Jahren stark in den klinisch-wissenschaftlichen Fokus geraten. Unter anderem kann es wichtige Konsequenzen für die verbale Kommunikation insbesondere in schwierigen akustischen Situationen haben. Im bisherigen Projektverlauf wurden unterschiedliche Aufmerksamkeitsformen im Kontext altersassoziierter Veränderungen berücksichtigt. Ziel ist das tiefere Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen und deren Berücksichtigung im Rahmen geeigneter sprachaudiometrischer Methoden. Vor allem durch die Betrachtung statischer und dynamischer „Cocktail-Party-Situationen“ konnten weitergehende Erkenntnisse gewonnen werden. Im Gegensatz zu statischen Situationen kann in dynamischen Situationen der Zielsprecher wechseln. Solche alltagsrelevanten Situationen wurden sprachaudiometrisch mit jüngeren und älteren Versuchspersonen mit und ohne Hörstörungen untersucht. Dabei fanden sich alters- und hörverlustassoziierte Unterschiede insbesondere für die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu teilen und auf verschiedene potenzielle Zielsprecher zu achten. Das Umschalten der Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Sprechern zeigte dagegen keine signifikanten Studiengruppenunterschiede. Darüber hinaus konnten verschiedene aufmerksamkeitsbezogene Mechanismen hinsichtlich der Position der Zielsprecher, zeitlicher Verarbeitung sowie möglicher Fehlerquellen identifiziert werden. Diese sollen im beantragten Folgeprojekt vor dem Hintergrund individueller auditiver und kognitiver Leistungen genauer untersucht werden. Hierzu gehören ein in dynamischen Situationen möglicherweise stärker wirksamer Hemisphärenunterschied bei der Verarbeitung von Sprachsignalen, Trägheits-effekte beim Umschalten der räumlichen auditiven Aufmerksamkeit sowie bislang unberücksichtigte linguistische Faktoren im Sinne von semantischen Kontexteffekten. Mit der Gewinnung weitergehender Erkenntnisse in diesen Bereichen bietet das Projekt die Chance der Etablierung eines kontrollierten, ökologisch validen Settings für klinisch-wissenschaftliche Fragestellungen auf sprachaudiometrischer Basis. Damit kann es bei der Überprüfung von modernen Rehabilitationstechnologien und der erweiterten Diagnostik auditiver und kognitiver Fähigkeiten Vorschub leisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Josef Kessler; Professor Dr. Martin Walger