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Regelhüter für die Welt? Eine Kulturgeschichte des Schiedsrichters, ca. 1860-1980

Antragsteller Dr. Kristoffer Klammer
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398092386
 
Das Projekt untersucht den Schiedsrichter als eine zentrale Institution des modernen Sports und – weiter gefasst – moderner Gesellschaften. Es geht von der Beobachtung aus, dass Schiedsrichter unverzichtbare Akteure im Beziehungsquadrat von Regelwerk, SportlerInnen, Publikum und Verbänden sind und zugleich als Garanten für die Herstellung und Einhaltung regionaler, nationaler und internationaler Vergleichbarkeitsstandards fungieren. Auf diese Weise wurden sie einer der essentiellen Faktoren für die Etablierung und Stabilisierung des transnationalen und heute globalen Vergleichszusammenhangs Weltsport. Trotz dieser wesentlichen Funktion der Schiedsrichter, deren Wirken als metaphorisches Modell deutlich über den Sport hinausreicht, ist ihre Geschichte bislang kaum – und nie in einer systematisch angelegten Langzeitperspektive – untersucht worden. Diese Forschungslücke will das Projekt schließen. Es verfolgt am Beispiel zweier gezielt ausgewählter Sportarten (Fußball und Tennis), die sich durch eine ähnliche Institutionalisierungsgeschichte, aber markante Unterschiede in der Rolle des Schiedsrichters auszeichnen, die grundlegende Frage nach der Entwicklung von Aufgaben, Agieren und Ansehen der Schiedsrichter zwischen viktorianischem England und dem Weltsport der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei ist die Untersuchung als Sonde in zwei grundlegende soziale Prozesse konzipiert, die in der Genese des Schiedsrichters vereint und ausgesprochen plastisch zu analysieren sind: einerseits die Geschichte von Autoritätserlangung (u.a. durch Institutionalisierung und Professionalisierung), Autoritätsstabilisierung (z.B. mittels systematischer Schulung und Verwissenschaftlichung) und Autoritätsgefährdung (etwa aufgrund von Gewalt, eigenem Fehlverhalten und Skandalen), andererseits die Geschichte sukzessiver internationaler Angleichung und Standardisierung. Mithin verbindet das Projekt gesellschaftsgeschichtliche, internationalisierungsgeschichtliche und sportgeschichtliche Erkenntnisinteressen. Das für die so angelegte Analyse herangezogene Quellenkorpus ist breit gefächert und umfasst die Dokumentenbestände der britischen Sportverbände und der entsprechenden Weltverbände (FIFA u. I[L]TF) genauso wie printmediale Quellen, Lehrbücher und – teils autobiografische – Reflexionen, die Schiedsrichter selbst verfassten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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