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Antiklassizismen im Cinquecento

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398229063
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

„My mistress’ eyes are nothing like the sun“ – mit dieser berühmten Aussage distanziert sich William Shakespeare von den Formeln der Liebesdichtung seiner Zeit (Sonett 130) und eröffnet eine Reflexion über Rhetorik und Wahrheit sowie über die Universalität versus Individualität des Schönen. Man kann diese Zeilen als barocke Volte lesen, aber auch als einen Akt der Opposition gegen die vermeintliche Vorherrschaft eines diskursiven Schemas oder (im weiteren Sinne) einer ‚klassizistischen‘ Norm, in diesem Fall: des Petrarkismus. Vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (aber nicht nur) sind solche Gesten zahlreich und richten sich gegen eine Reihe von normativen Tendenzen, die vom Petrarkismus bis zum Aristotelismus reichen. Einige dieser Diskurse sind gut erforscht, während andere eher unbekannt waren. Die fraglichen Phänomene waren noch nie in ihrer Gesamtheit Gegenstand einer systematischen Übersicht oder einer Typologie, die auf einen theoretischen Abstraktionsgrad abzielt. Hier hat das Projekt angesetzt. Das Projekt hat den Entwurf einer solchen Synthese für das italienische Cinquecento geleistet (und dabei erstmals einige der weniger bekannten Felder dieses Repertoires integriert), wohl wissend, dass es notwendigerweise manchmal unvollständig oder gar reduktionistisch verfahren musste. Es schlägt ein Modell vor, das vier Typen von ‚Antiklassizismen‘ (daher der Plural im Titel) unterscheidet, die sich in ihrer Art und ihrem Gegenstand der Abweichung unterscheiden. Diese sind: expliziter Antiklassizismus, impliziter Antiklassizismus, alternativer Klassizismus und Paraklassizismus. Wenn es zutrifft, dass in der Frühen Neuzeit Normen und Regeln der Poetik als Elemente einer Pluralität erfahren und bewertet werden, erscheinen sowohl der vereinheitlichende Singularbegriff ‚Klassizismus‘ als auch sein Gegenstück ‚Antiklassizismus‘ anachronistisch und unangemessen. Beide Seiten des Gegensatzes sind zu ‚pluralisieren‘. Andererseits bleibt das Konzept der ‚Pluralisierung‘ selbst hinter dem Anspruch der früheren Antiklassizismus-Forschung zurück, da es dazu neigt, die Antinomien und Hierarchien zwischen Modell und Gegenmodell, Original und Parodie usw., die dieses Feld kennzeichnen, und ihre möglichen Wechselbeziehungen zu nivellieren. Es lässt sie in einem homogenen Feld vielfältiger Möglichkeiten verschwinden. Folglich hat das Projekt Antiklassizismen und ihre klassizistischen Gegenstücke im Plural beschrieben, wobei die binären Beziehungen beibehalten wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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