Kompetenzzellenbasierte Produktentwicklung durch Bewertung, Flexibilisierung und Clusterbildung von Produktentwicklungskompetenzen in Netzen.
Final Report Abstract
Aufbauend auf den Ergebnissen des SFB 457 „Hierarchielose regionale Produktionsnetze“ wurden im Rahmen des Paketantrages die Beschreibung und Flexibilisierung des Kompetenzprofils sowie die Bewertung von Kompetenzpotenzialen fokussiert. Zudem wurde sich mit der Umsetzung von Kompetenzclustern auseinandergesetzt. Basierend auf der Ableitung von Fach- und Methodenkompetenzclustern wurde die Entwicklung innovativer Produkte, losgelöst von einem vorausgegangenen Kundenauftrag, in die Forschungsarbeiten einbezogen. Zur Validierung der Ergebnisse, wie beispielsweise die erweiterte Beschreibung und Bewertung von Kompetenzen, wurden diese als Funktionen in das entwickelte Software-Tool „Kompetenz-Agent“ (KoAg) integriert. Die einzelnen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: • Beschreibung und Flexibilisierung des Kompetenzprofils nach vorausgegangenem Partialabgleich • Entwicklung eines Bewertungsverfahrens für Produktentwicklungsdienstleistungen • Untersuchung zur technischen Angebotserstellung in der Phase zur Produktentwicklung • Ausarbeitungen zur Bildung von Kompetenzclustern zur Realisierung von Initialentwicklungen • Validierung der Ergebnisse mit Hilfe des Software-Tools KoAg am Beispiel Motorspindel Einen wesentlichen Schwerpunkt der Forschungsarbeit bildete die Flexibilisierung von Kompetenzzellen. Durch dieses Vorgehen wird es möglich, die Beschreibung von Fähigkeiten dynamisch anpassbar zu gestalten, um so auf die spezifischen Gegebenheiten des Wertschöpfungsprozesses reagieren zu können. Die ursprüngliche Beschreibungsweise der Kompetenzen bleibt erhalten, jedoch wird das Beschreibungsspektrum von Fähigkeiten durch das Aufweichen (Flexibilisierung) der Strukturen erweitert. Die angelagerten flexiblen Kompetenzkomponenten bieten ihre Leistungen dabei nicht direkt am Markt an. Sie stehen nur in Kombination mit mindestens einer zugehörigen, aktiven Kompetenzkomponente zur Verfügung. Die Umsetzung der Flexibilisierung hatte dabei nicht nur Auswirkungen auf die Beschreibung von Kompetenzprofilen an sich, sondern ebenso auf die Gestaltung der Projektausschreibung im Rahmen der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern. Eine Bewertung von Fach- und Methodenkompetenzen wurde mit der Berechnung des sogenannten Kompetenzpotenzials umgesetzt und in den Ablauf zur Auswahl geeigneter Kooperationspartner integriert. Der Begriff Potenzial beschreibt in diesem Zusammenhang die Fähigkeit zu einer Auftragsrealisierung. Die Berechnung des Potenzials stützt sich dabei im Wesentlichen auf die Beurteilung bereits realisierter Aufträge. Die Zusammenführung der einzelnen Potenziale von Kompetenzkomponenten zu einem gesamtheitlichen Potenzial einer Kompetenzzelle erfolgt durch die Auf- bzw. Abwertung entsprechend dem Verhältnis der Projektbeteiligungen der Komponentenkomponente zu den Beteiligungen der gesamten Kompetenzzelle. Dadurch wird eine Vergleichbarkeit zu Kompetenzzellen mit nur einer Kompetenzkomponente geschaffen. Im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung der Wertschöpfung im Netz wurde die Angebotsgenerierung in die Untersuchungen eingebunden. Eingehende Kundenanfragen werden vom Netzwerk in Form von Angeboten beantwortet, deren Umfang und Inhalt in Abhängigkeit von Konstruktions- bzw. Auftragstyp sowie Angebotsform variiert. Anhand dieser Faktoren entscheidet sich ebenso, wer an der Angebotserstellung beteiligt wird. Die Auswahl der involvierten Kompetenzzellen (KPZ) erfolgt in Anlehnung an den Auswahlprozess der Kooperationspartner im Produktentwicklungsprozess durch die Netzdatenbank KoAg. Zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch die Bündelung von Kompetenzen wurde der Ansatz zur Kompetenzclusterbildung entwickelt. Die Kompetenzclusterbildung spiegelt sich in Gruppierungen von Kompetenzzellen nach fachgebiets- bzw. produktspezifischen Kompetenzkomponententypen wider. Dies erfolgt nach einer spezifischen Vorgehensweise anhand eines dafür entwickelten Algorithmus, der sich der Clusteranalyse bedient und auf eine annähernd gleich verteilte Anzahl von beteiligten Kompetenzzellen in den Kompetenzclustern abzielt. Darauf aufbauend wurde ein Vorgehen zur Generierung von Initialentwicklungen konzipiert, mit dem Ziel der Schaffung neuer Produkte. Die Initialentwicklung wurde als ein Suchprozess nach neuen marktgerechten Produktkonzepten gestaltet und erfolgt innerhalb eines Kompetenzclusters auf Kompetenznetzebene. Sie beruht auf keinem Kundenauftrag und keiner konkreten Produktanforderung, sondern auf einem methodischen und sich ständig wiederholenden Prozess, wobei dessen Resultat als Input für den Produktentwicklungsprozess dient. Der letzte Arbeitsschritt wurde auf die Überprüfung der Ergebnisse ausgelegt. Im Mittelpunkt der Betrachtung standen hierbei die Validierung des Bewertungsmodells (Kompetenzbewertung) und die Überprüfung der Flexibilisierung von Produktentwicklungskompetenzzellen (PE-KPZ). Hierfür wurden die Ergebnisse als Funktionen in der Netzdatenbank umgesetzt und getestet. Die Ergebnisvalidierung erfolgte im Rahmen des Forschungsprojektes beispielhaft an der Produktentwicklung einer Motorspindel. Zukünftige Arbeiten sind zum einen auf die Überführung der Ergebnisse in regionale Unternehmensnetzwerke auszurichten. Nach der jahrelangen Forschung und theoretischen Ausgestaltung von Vorgehensmodellen für die Arbeit in Netzwerken sind diese unter realen Bedingungen einzusetzen und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Die Analyse realistischer Aufträge und Daten gibt Aufschluss über die Entwicklungsverläufe von Produktentwicklungszellen. Es kristallisiert sich heraus, welche Kombinationen an Kompetenzkomponenten sich als vorteilhaft erweisen und wann eine Weiterentwicklung oder Adaption bzw. ein Auslagern von Kompetenzkomponenten sinnvoll erscheint. Auf diese Weise lassen sich Entwicklungsstrategien ableiten bzw. der Entwicklungsbedarf lässt sich darstellen, wodurch die Bildung von Vorzugslösungen erleichtert wird. Zusätzlich ist eine Integration weiterer Funktionsweisen in die entwickelte Netzdatenbank zu überdenken. Vor allem Komponenten der Projektplanung bzw. -organisation sind hierbei zu berücksichtigen. Auch eine Erweiterung der Software um Funktionalitäten eines Produktdatenmanagements ist in Betracht zu ziehen. Auf diese Weise wird dem Netzwerk eine kompakte Software für Engineeringdienstleistungen zur Verfügung gestellt, die die Funktionen verschiedener über die Produktentstehung eingesetzter Anwendungen vereint und die Anschaffung notwendiger Zusatzsoftware zur Vereinheitlichung innerhalb des Netzwerkes überflüssig macht.
Publications
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Auswahlparameter für kompetenzzellenbasierte Forschungen in Produktionsnetzen. In: ZWF 102 (2007) 9, S. 552-556
Mejia, A.; Steiner, R.; Weidlich, D.; Neugebauer, R.
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Kompetenzclusterbildung zur Initialentwicklung in Kompetenznetzen. In: Müller, E. (Hrsg.): Tagungsband „Vernetzt planen und produzieren – VPP 2007“. Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme, TU Chemnitz, 2007, S. 89-98
Weidlich, D.; Steiner, R.; Mejia, A.
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Kompetenzzellenbasierte Produktentwicklung. In: Neugebauer, R. (Hrsg.): Berichte aus dem IWU (Band 38), Verlag Wissenschaftliche Scripten, Zwickau, 2007
Steiner, R.
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Initialentwicklungsprozess in kompetenzzellenbasierten Netzen. In: ZWF 103 (2008) 10, S. 686-690, 2008
Neugebauer, R.; Weidlich, D.; Mejia, A.
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Realisierung der technischen Angebotserstellung in kompetenzzellenbasierten Netzen. In: Müller, E.; Spanner-Ulmer, B. (Hrsg.): Wandlungsfähige Produktionssysteme – TBI08 / 2. W&P. Tagungsband, Wissenschaftliche Schriftenreihe des IBF, Sonderheft 14, TU Chemnitz, 2008, S. 309-317
Weidlich, D.; Mejia, A.; Oettel, A.
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Creation of Research-oriented Competence-cell-based Production Networks. In: International Journal of Innovation and Technology Management (IJITM) 6 (2009) 3, S. 283-303
Mejia, A.; Weidlich, D.
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Produktentwicklung: Realisierung von Kundenaufträgen und Initialentwicklungen in kompetenzzellenbasierten Netzen. In: Müller, E. (Hrsg.): Tagungsband „Vernetzt planen und produzieren – VPP 2009“. Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme, TU Chemnitz, 2009, S. 43-52
Oettel, A.; Mejia, A.; Weidlich, D.