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Kognitive und neuronale Mechanismen von Gedächtnisverzerrungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 39830040
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In vier Experimenten wurde anhand von ereigniskorrelierten Potentialen (ERPs, das sind Signale, die aus dem EEG gewonnen werden) untersucht, ob sich verzerrte Gedächtnissignale von Entscheidungstendenzen (d.h. der Tendenz, auf Nachfrage ein Ereignis als "bekannt" zu bezeichnen, wenn man es eigentlich nicht weiß) unterscheiden lassen. Es stellte sich zum einen heraus, dass beide Prozesse je nach Kontext dynamisch angepasst werden, so dass eine feste (aufgabenunabhängige) zeitliche oder räumliche Einordnung unangemessen erscheint. Dies werten wir als Zeugnis einer überwiegend nichtmodularen Organisation des Gehirns, anders als es manche kognitive Modelle und bildgebende Studien suggerieren. Zum zweiten zeigten sich bedeutsame Auswirkungen unterschiedlicher Entscheidungstendenzen auf die Gedächtnissignatur in den ereigniskorrelierten Potentialen, die Zweifel an der traditionellen Annahme der Gedächtnispsychologie aufwerfen, die beiden Prozesse seien voneinander unabhängig. Beispielsweise gelang die Unterscheidung von bekannten und unbekannten Ereignissen anhand der ERPs besser, wenn die Antworttendenz konservativ war, d.h. Ereignisse im Falle von Unsicherheit lieber als "unbekannt" bezeichnet wurden denn als "bekannt". Als praktische Implikation dieses Ergebnis könnte man (vorsichtig) die Empfehlung ableiten, dass Zeugen vor Gericht lieber konservativ instruiert werden sollten, d.h. gebeten werden, im Falle von Unsicherheit Ereignisse, Personen oder Tatsachen lieber als unbekannt zu bezeichnen. Ein ERP-Lügendetektor lieferte nach unseren Ergebnissen unter diesen Bedingungen jedenfalls trennschärfere Ergebnisse als unter liberalen Bedingungen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009) Electrophysiological correlates of experimentally induced decision biases in recognition memory. Psychophysiology, 46 (Issue S1, September 2009, Special Issue: Society for Psychophysiological Research Abstracts for the Forty-Ninth Annual Meeting, Berlin, Germany October 21-24, 2009), S146
    Hill H, Beuth S, Teufel K, Windmann S
  • (2009). Electrophysiological correlates of experimentally induced decision biases in recognition memory. NeuroImage, 47 (Supp. 1), S76
    Hill H, Beuth S, Teufel K, Windmann S
 
 

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