'al fresco gemahlt[e] ...Helden=Geschichten': Der Troja- und Aeneas-Mythos in der höfischen Wand- und Deckenmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Forschungsprojekt zielte darauf, den Umgang mit dem antiken Troja- und Aeneas-Mythos als strategisches Mittel der Herrscherrepräsentation anhand von Fallbeispielen aus den Territorien des Heiligen Römischen Reiches und im Vergleich mit den europäischen Bildzyklen zu diesen Themenkreisen zu untersuchen. Insbesondere wurde der Frage nachgegangen, aus welchen Gründen der Troja- und Aeneas-Mythos als repräsentatives höfisches Bildthema aufgegriffen wurde und welche Möglichkeiten der individuellen Anpassung an verschiedene herrschaftliche, repräsentative, zeremonielle und räumliche Kontexte aufgezeigt werden können. Ausgangspunkt waren hierbei Bildprogramme in herrscherlichen Profanbauten, bei denen Szenen aus dem Troja- und Aeneas-Mythos in einem oder mehreren höfischen Repräsentationsräumen im Medium der Wand- und Deckenmalerei präsentiert wurden. Die Kontextualisierung der Fresken auf den unterschiedlichen Ebenen stellte sich als sehr aufschlussreich heraus und es lässt sich insgesamt festhalten, dass die Bildthemen und Bildprogramme in der Regel nicht nur auf eine vordergründige Deutungsebene reduziert, sondern stets auf unterschiedlichen Ebenen gelesen und gedeutet werden sollten. So bieten die Darstellungen Lesarten und Deutungsmöglichkeiten für unterschiedliche Voraussetzungen an und können beispielsweise gleichzeitig die Raumfunktion unterstreichen, die intendierte Nutzung und Erschließung des Raums verdeutlichen oder stehen auf allegorischer Ebene für eine übergeordnete Aussage. Wichtige Erkenntnisse brachte auch die Frage, welche Rolle die Aeneas-Thematik im höfischen Umfeld spielte und welches zeitgenössische Verständnis vorherrschend war. Wie erwartet zeigte die Einbeziehung der in Literatur, Oper und Theater gewählten Themen und Schwerpunktsetzungen deutlich, wie tief der Aeneas-Mythos in der höfischen Gedankenwelt verankert war, aber auch wie frei mit diesem umgegangen werden konnte. Während die Deckenbilder sich eher eng an die wichtigste textliche Überlieferung des Aeneas-Mythos, die Aeneis, anlehnen, sind in Literatur, Musik, Oper oder Theater häufig sehr freie Ergänzungen und Erweiterungen zur antiken Überlieferung zu finden. Die traditionell überlieferten und zu der Zeit allgemein bekannten Erzählungen und Darstellungstypen wurde bei den dauerhaft in den Repräsentationsräumen dargestellten Deckenbildern dagegen bevorzugt, konnte dadurch doch eine allgemeine Gültigkeit und Erkennbarkeit im Sinne einer gemeinsamen Sprache gewährleistet und eine eindeutige und klare Kommunikation zwischen Herrscher und Betrachter sichergestellt werden. Angeregt durch die Forschungen des ebenfalls an der Universität Freiburg angesiedelten Sonderforschungsbereichs 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ rückte im Rahmen des Projekts auch verstärkt die Frage ins Zentrum, wie in den Bildprogrammen ein „Heldenbild“ des Aeneas inszeniert und wie Aeneas als heldische Identifikationsfigur eingesetzt wurde. In einem zweitägigen Workshop zum Thema „Aeneas – Antiker Mythos und höfische Repräsentation“ wurde der Aeneas-Mythos schließlich aus interdisziplinärer Perspektive reflektiert und seine Bedeutungsebenen sowie unterschiedlichen Erscheinungsformen vergleichend diskutiert.