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Überzeugung, subjektive Wahrscheinlichkeit und Evidenz

Antragsteller Dr. Dominik Kauss
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398821307
 
Das Forschungsprojekt soll einen Beitrag leisten zur laufenden Debatte in Erkenntnistheorie und Philosophie des Geistes über das Verhältnis zwischen Überzeugung und subjektiver Wahrscheinlichkeit. Ich werde die theoretischen Verpflichtungen zweier führender Positionen in dieser Debatte untersuchen und miteinander vergleichen, und zwar der sog. Certainty View und der sog. Threshold View. Während die Certainty View Überzeugung mit einer subjektiven Wahrscheinlichkeit von 1 identifiziert (auf einer Skala von 0 bis 1), besteht Überzeugung der Threshold View zufolge in einer subjektiven Wahrscheinlichkeit, die zumindest oberhalb von 0.5 liegt, aber nicht notwendigerweise 1 beträgt. Das Projekt ist in vier Segmente gegliedert. In Segment I werde ich Einwände gegen die Certainty View prüfen, die die deskriptive und normative Adäquatheit dieser Position in Frage stellen. Dabei werde ich die Debatte verknüpfen sowohl mit der Theorie der Präsuppositionen als auch mit der Theorie der default Berechtigung und Erkenntnisse aus beiden Theoriefeldern zur Verteidigung der Certainty View heranziehen. In Segment II werde ich Probleme behandeln, die sich für die Threshold View aus dem sog. Lotterie-Paradox ergeben und die den Verfechter dieser Auffassung dazu zu zwingen scheinen, die doxastischen Normen der logischen Konsistenz and des logischen Abschlusses aufzugeben. Insbesondere werde ich einen Vorschlag aus der neueren Literatur diskutieren, demzufolge sich diese Konsequenz durch ein kontextuelles Verständnis der Schwelle für Überzeugung vermeiden lasse. In den verbleibenden beiden Segmenten werde ich mich Problemen zuwenden, die sowohl für die Certainty View als auch für die Threshold View bestehen. In Segment III werde ich untersuchen, in welchem Maß diese Positionen jeweils vom sog. Vorwort-Paradox betroffen sind und welche Möglichkeiten im Umgang mit diesem Paradox ihren Verfechtern jeweils offenstehen. Schließlich werde ich in Segment IV ein neueres antireduktionistisches Argument behandeln, welches zu zeigen scheint, dass eine Reduktion von Überzeugung und Urteilsaussetzung auf jeweilige subjektive Wahrscheinlichkeitswerte zu Verletzungen des klassischen Wahrscheinlichkeitskalküls führt, und werde Strategien aufzeigen, mittels derer Verfechter der Certainty View bzw. der Threshold View diesem Argument begegnen können.Entwickelt wurde das Projekt in Rücksprache mit Prof. Stephen Yablo, meinem prospektiven Mentor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Den beantragten 12-monatigen Förderungszeitraum beabsichtige ich dazu zu nutzen, meine Positionen und Argumente weiter auszuarbeiten und mit thematisch einschlägigen Philosophen am MIT zu diskutieren. Ziel des Projektes ist die Publikation von vier Aufsätzen, jeder von diesen zu einem der genannten Segmente.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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