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Neurokognitive Prozessparameter kognitiver Leistungsfähigkeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Anna-Lena Schubert
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 399695734
Vorherige Studien haben gezeigt, dass neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Arbeitsgedächtniskapazität nicht unabhängig voneinander zu Intelligenzunterschieden beitragen können, da individuelle Unterschiede in beiden Parametern jeweils mehr als 50 Prozent der Varianz in Intelligenz erklären. Stattdessen ist es plausibel anzunehmen, dass eine höhere neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit die Verarbeitung und Manipulation von Arbeitsgedächtnisinhalten erleichtert. Diese Annahme wird durch zahlreiche Studien belegt, die quer- und längsschnittlich große Zusammenhänge zwischen Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Arbeitsgedächtniskapazität berichten. Auf diesen Befunden aufbauend soll in dem vorgeschlagenen Projekt ein neuro-kognitives Modell überprüft werden, das annimmt, dass eine höhere neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit die Effizienz der selektiven Aufmerksamkeit sowie des Aktualisierens von Gedächtnisinhalten erhöht. Diese größere Effizienz exekutiver Funktionen sollte sich positiv auf die Leistung in Arbeitsgedächtnisaufgaben und Intelligenztests auswirken. Auf Basis des Modells lassen sich zwei zentrale Modellvorhersagen ableiten: Erstens sollte der Zusammenhang zwischen Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und allgemeiner Intelligenz bzw. Arbeitsgedächtniskapazität durch die Effizienz exekutiver Funktionen vermittelt werden. Zweitens sollte sich der starke Zusammenhang zwischen allgemeiner Intelligenz und Arbeitsgedächtniskapazität zumindest teilweise durch die zugrundeliegenden Drittvariablen erklären lassen.Um das Modell einer empirischen Überprüfung zu unterziehen, werden die vier zentralen Konstrukte – neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, exekutive Funktionen, Arbeitsgedächtniskapazität und Intelligenz – an einer Allgemeinbevölkerungsstichprobe bestehend aus 150 Versuchspersonen erhoben. Jedes der Konstrukte wird anhand von drei Indikatoraufgaben latent modelliert, sodass das Mediationsmodell in einem Strukturgleichungsmodell überprüft werden kann. Die neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit wird dabei als Latenz ereigniskorrelierter elektrophysiologischer Potentiale operationalisiert, während die Effizienz exekutiver Funktionen anhand mathematischer Modellparameter des Diffusionsmodells charakterisiert wird. Das vorgeschlagene Projekt besitzt einen hohen Innovationsgehalt, da es deutliche Antworten auf seit langer Zeit diskutierte Forschungsfragen liefern wird. Es kombiniert innovative methodische Herangehensweisen an der Schnittstelle zwischen Kognitiver Psychologie, Psychophysiologie und Differentieller Psychologie. Die Ergebnisse werden ermöglichen, klare Aussagen zu den elementaren kognitiven Prozessen zu treffen, die individuellen Unterschieden in allgemeiner Intelligenz zugrunde liegen, sowie den Zusammenhang zwischen Intelligenz und Arbeitsgedächtniskapazität in Hinblick auf elementare kognitive Prozesse beleuchten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen