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Prokop und die Sprache der Bauten

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400139393
 
„Prokop und die Sprache der Bauten“ stellt die im 6. Jh. entstandene griechischsprachige Schrift De Aedificiis in den Mittelpunkt. Diesen für das Verständnis materieller spätantik-frühbyzantinischen Kultur entscheidenden Text wird ein Team von Historikern, Philologen und Archäologen gemeinsam analysieren, Muster erkennen, Strukturen verdeutlichen, die Aussagekraft und Begrenztheit des Textes für einzelne Bauten wie für Regionen so präzise wie möglich herausarbeiten. So wie Bilder, Bauten und Materialen mit ihren visuellen Signalen und Botschaften den Charakter einer Herrschaftszeit, wie etwa die des Augustus, präsentieren und propagieren können, so kann dies auch das „Sprechen über Bauten“, dies die These der Antragsteller. Das Vorhaben stellt zwar nicht in erster Linie Kaiser Justinians (527-565) „Macht der Bilder und Bauten“, die dieser Herrscher initiiert oder zumindest (mit-)finanziert hat, in den Mittelpunkt, aber dafür einen Text, dessen Ziel es war, genau diese Signale und Bedeutung materieller Kultur mit Sprache zu (er)schaffen. Mit einem Text über die Bauten tritt er geradezu in Wettbewerb mit den Bauten selbst. Prokop verbindet mit seinem Text einen hohen Anspruch. Mit seiner Sprache will er den technischen Einsatz, die Schönheit der Ergebnisse, die Innovation, die Solidität, aber auch die schiere Masse an Maßnahmen mit einer großen Varianz an Darstellungsmitteln beschreiben, dass am Ende eine „Sprache der Bauten“ entsteht, die die Macht eines römischen Kaisers und die Stärke und Dauerhaftigkeit des römischen Reiches virtuos zum Ausdruck bringt und den Leser von diesen Anliegen überzeugt. Welche Bauten von Prokop für dieses Vorhaben ausgewählt werden und auf welche Weise er sie zum Sprechen gebracht hat, ist herrschaftspolitisch, kulturhistorisch und archäologisch gleichermaßen von Bedeutung. Vor dem Hintergrund der Bautätigkeit von Justinians Vorgängern ebenso wie vor dem Hintergrund der vielen Texte von Prokops virtueller (oder realer) Bibliothek wird sich die „Sprache der Bauten“ für diese Blütezeit am Ende der Antike und Anfang der byzantinischen Kultur in größerem Umfang/stärkeren Maße als bisher entschlüsseln lassen. So wird deutlich, wie der von Prokop beschworene Staatsmythos mit seiner teils neuen, teils bewährten Bauten- und Bilderwelt zu einem Element der Stabilität wurde, das einem Abbild göttlicher Weltordnung gleicht. Neben den kunsthistorischen, architektonischen und kulturhistorischen Aufgaben erfordert auch die Untersuchung der Bauorganisation und des Baurechts dieser Zeit ebenso Aufarbeitung wie der zentrale Text selbst. Erst in diesem Jahr wurde erstmals eine die Manuskripttraditionen vollständig erfassende Version des frühen Kurztextes durch einen italienischen Kollegen (F. Montinaro) vorgelegt, den wir als Kooperationspartner in unser Vorhaben einbinden konnten. Ziel des Projekts ist ein innovativer und für richtungsweisender historischer und archäologischer Kommentar der Prokopschen Bauten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kanada
Kooperationspartner Professor Dr. Geoffrey Greatrex
 
 

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