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Die politische Differenz des Lebens. Zur Neukonzeption der Krise von Staat und Gesellschaft

Antragsteller Dr. Jonas Heller; Professor Dr. Christoph Menke, seit 12/2021
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401048740
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt "Die politische Differenz des Lebens" zielte darauf ab, zwei Stränge der philosophischen Diskussion über die moderne Form der Politik und ihre Krise zusammenzuführen: zum einen die Diskussion über die Differenz zwischen Staat und Gesellschaft und zum anderen den Diskurs über Biopolitik. Das Projekt ging davon aus, dass man durch deren Zusammenführung nicht nur besser verstehen kann, worin moderne Politik besteht, sondern auch, warum sie sich in der Krise befindet. In deskriptiver Hinsicht wollte das Projekt durch die Diskussion des biopolitischen Konzepts des Lebens ein neues und angemesseneres Verständnis des Verhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft gewinnen. Gleichzeitig sollte normativ geklärt werden, wie die Differenz in diesem Verhältnis konzeptionalisiert werden könnte, um eine Antwort auf aktuelle politische Krisen zu geben. Zu diesem Zweck wurden drei Schritte als notwendig erachtet: erstens einen Begriff des Lebens zu entwickeln, der durch seine immanente Differenz bestimmt ist; zweitens die Differenz des Lebens von seinem Anderen (der politischen Form) ausgehend zu erarbeiten; drittens auf diese Weise das Verhältnis von gesellschaftlichem Leben und Staat neu zu denken. Die kritische Rekonstruktion des Verhältnisses von Staat und Gesellschaft bildete den Hintergrund für eine Reihe von Veranstaltungen, die im ersten Jahr der Förderung stattfanden: Workshops mit Jean-François Kervégan, Marietta Auer und Joseph Vogl. Der interdisziplinäre Austausch in dieser Workshopreihe lieferte wichtige Erkenntnisse für die nächsten Schritte des Projekts. Gerade in der Krise, so zeigte sich, ist die Form des gesellschaftlichen Lebens so zu verstehen, dass sie als selbstregulierend gedacht wird und dennoch weder von der Politik getrennt noch auf sie reduziert werden kann. In einem nächsten Schritt organisierten wir eine internationale Konferenz zu Georg Lukács ("Self-Transformative Life: Lukács and the Critique of Capitalism"), da in seinem Werk Überlegungen zur Krise des modernen Staates eng und grundlegend mit einem spezifischen Lebensbegriff verbunden sind. Ziel der Tagung war es zu untersuchen, ob und inwieweit sich aus diesem Verständnis von Leben als selbsttransformativem Prozess deskriptive und normative Ressourcen gewinnen lassen. Damit trug die Veranstaltung zu einem besseren Verständnis des Begriffs einer "Potenzialität" des Lebens bei. Um auf die Überlegungen zum Verhältnis von Staat und Gesellschaft zurückzukommen, organisierten wir eine internationale Konferenz zum Thema "The Crisis of Freedom: Hegel's Elements of the Philosophy of Right after 200 Years", die 2022 stattfand. Diese Veranstaltung untersuchte die Logik und Relevanz jener sozialen und politischen Krisen, die Hegel in seinen Grundlinien thematisierte und die heute in veränderter Gestalt aktuell sind. Im selben Jahr fand die Abschlusskonferenz unseres Forschungsprojekts mit dem "The Return of the Authoritarian Character: Crises of Neoliberal Biopolitics". Ziel war es, die Erkenntnisse aus den drei Arbeitsfeldern des Projekts in der Interpretation und Analyse eines zeitgenössischen Phänomens zusammenzuführen, um die aktuelle Krisensituation durch unsere Überlegungen zu einer biopolitischen Konzeptualisierung des Verhältnisses von Staat und Gesellschaft deskriptiv genauer zu verstehen. In normativer Hinsicht haben wir uns von der Frage nach der Möglichkeit einer genuin demokratischen Biopolitik leiten lassen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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