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Stellung und Beitrag des Maultiers zur römischen Equidenpopulation Österreichs und Deutschlands basierend auf morphologischen und paläogenetischen Untersuchungen.

Fachliche Zuordnung Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Tiermedizin
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401205971
 
Die Hybridisierung naheverwandter Arten ist ein wichtiges Thema in entwicklungs- und kulturgeschichtlichen Studien. Wie archäologische Funde, ikonographische und textliche Quellen belegen, beschäftigen sich Menschen seit mehreren Tausend Jahren mit der Kreuzung von wilden und domestizierten Vertretern der Familie Equidae. Im Mittelpunkt dieses Projektes steht das Maultier, ein Hybrid aus Eselhengst und Pferdestute. Da sich dieses im Vergleich zu beiden Elterntieren v.a. durch eine größere Leistungsfähigkeit, hervorgerufen durch den sogenannten Heterosiseffekt, auszeichnet, wurde es als Arbeitstier besonders geschätzt und antiken Quellen zufolge in großer Zahl gezüchtet. Jedoch ist die Bestimmung von Maultieren (und anderen Equiden-Hybriden), die im archäozoologischen Fundgut derzeit nur anhand von Zahnmustern und osteomorphologischen Merkmalen möglich ist, problematisch und anfällig für erhebliche Abweichungen in der Artzuweisung, wenn mehrere Experten dasselbe Material begutachten. Daher reichen traditionelle morphologische Methoden nicht aus, um die Bedeutung der Maultiere in den antiken Kulturen adäquat zu beschreiben.Dieses Projekt zielt darauf ab, die lokalen Zuchtpraktiken und den Anteil der Maultiere an den Equiden-Populationen im Südosten Deutschlands und in Österreich in vorrömischer und römischer Zeit zu erforschen. In einem interdisziplinären Ansatz werden morphologische Standardverfahren kombiniert mit Geometric Morphometrics (GMM) und alt-DNA-Analysen, um mehrere Hypothesen zu überprüfen, nämlich (H1) ob das Maultier als Marker für den Prozess der Romanisierung in den Provinzen Rätien (Deutschland), Noricum und Oberpannonien (Österreich) geeignet ist, (H2) ob nördlich der Alpen keine eigene Kreuzung von männlichen Eseln (Eselhengst) und weiblichen Pferden (Stuten) durchgeführt wurde, was voraussetzt, dass die Tiere aus Gegenden südlich der Alpen, in denen Kreuzungen bereits etabliert waren, importiert wurden und (H3), ob der große Bedarf an Trosstieren in Rätien nicht nur durch Importe gedeckt wurde, sondern auch durch Zucht mit Pferdelinien, die von vorrömischen einheimischen Populationen stammten.Aus methodischer Sicht soll durch die Kombination von genetischen Analysen und GMM-Techniken ein zuverlässiges Verfahren entwickelt werden, mit dem im archäologischen Fundgut F1-Hybriden systematisch bestimmt, die Ergebnisse der morphologischen Analysen überprüft, die Resultate aus den verschiedenen methodischen Ansätzen verglichen und die Genauigkeit der traditionellen morphologischen Methoden bei der Bestimmung von Hybriden ermittelt werden können. Der in diesem Projekt beschriebene kombinierte Forschungsansatz eröffnet zusätzliche Möglichkeiten, die bisher unterschätzte Rolle der Equiden-Hybriden in früheren Gesellschaften zu erforschen und unser Wissen über die kulturelle, wirtschaftliche und militärische Geschichte des Maultiers im Römischen Reich nördlich der Alpen zu verbessern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartnerin Dr. Elmira Mohandesan
 
 

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