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Differenzielle Mechanismen kognitiver Leistungsbeeinträchtigungen durch aufgabenirrelevante Hintergrundschalle bei Kindern und Erwachsenen
Antragstellerinnen
Professorin Dr.-Ing. Janina Fels; Professorin Dr. Maria Klatte; Professorin Dr. Sabine J. Schlittmeier
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Akustik
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Akustik
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401278266
Ob und inwieweit kognitive Leistungen durch Hintergrundschall beeinträchtigt werden, hängt von Aufgaben-, Geräusch- und Personvariablen ab, deren Zusammenspiel bislang nur ansatzweise aufgeklärt ist. Im beantragten Gemeinschaftsprojekt von Akustik (Fels, RWTH Aachen), Kognitionspsychologie (Schlittmeier, TU Kaiserslautern) und Entwicklungspsychologie (Klatte/Lachmann, TU Kaiserslautern) werden die Störwirkungen von Schallen auf kognitive Leistungen weiter aufgeklärt und ihre Abhängigkeit von der akustisch-physikalischen Wiedergabequalität der Schalle analysiert. Das beantragte Projekt prüft (1) die in der Literatur angenommene Unabhängigkeit von schallbedingten Aufmerksamkeitsdistraktionen und spezifischen Interferenzen zwischen automatischen Prozessen der Schallverarbeitung und intentionalen Prozessen der Aufgabenbearbeitung. Zudem (2) sollen die den Interferenzeffekten zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen analysiert werden. Die diesbezügliche Forschung fokussiert bislang auf das serielle Behalten visueller Items, und dem dominanten „Changing-State“-Ansatz zufolge führen sprachliche wie nichtsprachliche Schalle zu Interferenzen zwischen automatisch vs. volitional generierten Reihenfolgerepräsentationen. Im Gegensatz hierzu vermuten wir, dass Hintergrundsprache spezifisch mit phonologischen Verarbeitungsprozessen interferiert. Zur Analyse der kognitiven Wirkmechanismen werden Aufgaben- und Schallcharakteristiken gezielt variiert und der moderierende Einfluss von Personmerkmalen der Aufmerksamkeitskontrolle sowie der phonologischen Fähigkeiten auf die Störwirkungen geprüft. Die Personvariablen werden mittels individualdiagnostischer Verfahren erfasst, sowie durch Vergleiche zwischen Kindern und Erwachsenen bzw. zwischen Kindern mit defizitärer und unauffälliger phonologischer Entwicklung variiert. Weiterhin (3) soll geprüft werden, ob die in Lärmwirkungsexperimenten üblicherweise simpel präsentierten (i.d.R. diotisch monaural), hochartifiziellen Schalle tatsächlich Leistungseffekte induzieren, die vergleichbar sind mit den Effekten möglichst realitätsnah und gehörrichtig präsentierter Geräuschszenarien, wie es die moderne Aufnahme- und Wiedergabetechnik ermöglicht (z.B. Auralisation unter Einbezug individueller HRTFs, Head-Related Transfer Functions). Dabei wird die Plausibilität auch durch den nun möglichen Einsatz komplexer Schallszenarien erhöht, bei denen unterschiedliche Schallquellen (sowohl statisch als auch bewegt) an verschiedenen Raumpositionen platziert werden. Beide Aspekte - die realitätsnahe Darbietung räumlicher Szenen wie auch bewegte Quellen - wurden in der kognitiven Lärmwirkungsforschung bislang kaum berücksichtigt. Wir erwarten, dass insbesondere Distraktionseffekte bei realitätsnahen und gehörrichtig präsentierten Schallszenarien stärker ausfallen. Durch die gemeinsame Förderung von Akustik, Kognition- und Entwicklungspsychologie entstehen Synergien, die in den einzelnen Disziplinen alleine nicht erreichbar sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Thomas Lachmann