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Jurassische terrestrische Wirbeltiere aus der Provinz Chubut, Argentinien: bedeutung für die Differenzierung terrestrischer Wirbeltierfaunen im Jura
Antragsteller
Professor Oliver Rauhut, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Geologie
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401702957
Der Jura ist eine wichtige Zeit für unser Verständnis der Evolution der Wirbeltiere, da in dieser Periode viele wichtige Gruppen entstanden und/oder wichtige Radationen erlebten. Allerdings beruht unser Verständnis der jurassischen Evolution der terrestrischen Wirbeltiere ganz überwiegend auf dem Fossilbericht der nördlichen Halbkugel. Die einzige bedeutende Fundstelle aus dem oberen Jura Gondwanas bisher ist die Tendaguru-Formation in Tanzania, aber ohne vergleichbare Faunen aus anderen Teilen Gondwanas ist es derzeit unmöglich, fundierte Hypothesen für die Gründe von beobachteten Ähnlichkeiten und Unterschiede zu laurasischen Faunen zu formulieren. Neben möglichen Vikarianz-Ereignissen und möglicherweise zunehmendem Endemismus aufgrund des beginnenden Auseinanderbrechen des Superkontinentes Pangäa ist daneben auch noch ein Aussterbeereignis am Ende des unteren Jura ins Fokus der Forschung gerückt, das offenbar zumindest bei einigen terrestrischen Wirbeltiergruppen einen großen Einfluss auf deren jurassische Evolutionsgeschichte hatte. In der ersten Förderperiode des vorliegenden Projektes haben wir die oberjurassische Cañadón Calcáreo-Formation in der Provinz Chubut, Argentinien, nach Wirbeltieren exploriert. Zahlreiche neue Wirbeltierreste konnten gefunden und zum Teil auch bereits geborgen werden. Darunter sind unter anderem die ersten Nachweise von Pterosauriern aus der Formation und die ersten Nachweise von abelisauriden Theropoden und von Stegosauriern aus dem oberen Jura Südamerikas. Ein neues Exemplar des kleinen Theropoden Pandoravenator zeigt, dass es sich bei diesem Taxon um den ältesten bekannten Coelurosaurier aus Gondwana handelt und ein derzeit noch in Präparation befindliches neues Taxon von Sauropoden dürfte neue Erkenntnisse auch zur Taxonomie und systematischen Stellung von einigen problematischen Sauropoden aus der Tendaguru-Formation ergeben. Ein neuer Theropode ist mit mindestens drei Exemplaren nachgewiesen, die insgesamt praktisch die gesamte Anatomie des neuen Taxon zeigen. Er zeigt Ähnlichkeiten mit dem problematischen Taxon Chilesaurus und könnte helfen, die systematische Stellung dieser Gattung zu klären. Letztendlich sind noch mehrere Reste gefunden, aber bisher noch nicht ausgegraben worden, darunter auch mindestens zwei teilweise artikulierte Skelette von Sauropoden. In der hier beantragten zweiten Förderperiode wollen wir die Arbeiten weiterführen. Unter anderem sollen die bereits gefundenen Reste ausgegraben und präpariert werden und die Präparation und wissenschaftliche Untersuchung des neuen Sauropoden und des neuen Theropoden abgeschlossen werden. Weitere Ziele sind der Abschluss einer bereits laufenden Promotion zur Geologie und Palökologie der Cañadón Calcáreo Formation sowie eine Evaluation des Potentials älterer jurassischer Einheiten in derselben Provinz, die wichtige Daten zu den Auswirkungen des End-unterjurassischen Aussterbereignisses geben können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Argentinien
Kooperationspartner
Dr. José-Luis Carballido; Dr. Ignacio Escapa; Dr. Diego Pol