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Selbstkontrolle jenseits von Impulsunterdrückung: Neuro-kognitive Mechanismen, Beeinträchtigung und Förderung unterschiedlicher Selbstkontrollstrategien
Antragsteller
Dr. Alexander Soutschek
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402383523
Selbstkontrolle spielt eine Schlüsselrolle sowohl für akademischen und beruflichen Erfolg als auch für die psychische und physische Gesundheit. Der Begriff "Selbstkontrolle" bezeichnet die Fähigkeit, langfristige Ziele (z.B. die Vermeidung von Übergewicht) zu verfolgen und kurzfristigen Versuchungen zu widerstehen (Belohnungsaufschub). Defizite in Belohnungsaufschub gehören zu den Kernsymptomen zahlreicher psychiatrischer Störungen. Es ist daher von großer Bedeutung, die der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub zugrundeliegenden Hirnmechanismen besser zu verstehen. Nach einem in der neurowissenschaftlichen Forschung weitgehend akzeptierten Modell beruhen Entscheidungen zum Belohnungsaufschub entscheidend auf zwei Hirnmechanismen: Dem fronto-parietalen Kontrollsystem und dem neuronalen Belohnungssystem. Zentrale Fragen bezüglich der Funktion dieser Hirnmechanismen beim Belohnungsaufschub sind jedoch noch offen. (1) Bezüglich des Belohnungssystems wird in der neurowissenschaftlichen Literatur angenommen, dass Hirnaktivität im Belohnungssystem den subjektiven Wert von Belohnungen in der Zukunft entsprechend ökonomischer Entscheidungsmodelle repräsentiert. Psychologische Forschung legt dagegen nahe, dass Menschen bei Entscheidungen zum Belohnungsaufschub die subjektiven Werte der Belohnungsoptionen zumeist nicht nach ökonomischen Modellen berechnen, sondern Entscheidungen anhand von heuristischen Regeln treffen. Ich werde in diesem Projekt daher untersuchen, ob das neuronale Belohnungssystem entgegen der Annahme in der neurowissenschaftlichen Literatur subjektive Belohnungswerte nicht nach ökonomischen Modellen sondern nach heuristischen Entscheidungsregeln vergleicht. (2) Bezüglich des neuronalen Kontrollnetzwerkes wurden bislang die Funktionen des präfrontalen und des parietalen Kortex nur isoliert voneinander betrachtet. Es bleibt daher unklar, wie das Zusammenspiel dieser Hirnregionen Entscheidungen zum Belohnungsaufschub beeinflusst. Das zweite Ziel dieses Projekts besteht daher darin, die Rolle von synchroner Hirnaktivität im präfrontalen und im parietalen Kortex für die Entscheidungsfindung zu untersuchen. Zusammengefasst wird das Projekt zur Klärung der Funktion von zentralen am Belohnungsaufschub beteiligter Hirnmechanismen führen, was zu einem besseren Verständnis von Impulsivitätsdefiziten in klinischen Störungen wie z.B. Suchterkrankungen oder Adipositas beitragen wird.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen