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Europakarten am Ende der Frühen Neuzeit. Techniken der Herstellung.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Frühneuzeitliche Geschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402754614
 
Die Idee des geopolitisch und geographisch einheitlichen Europas dient immer wieder der Vorstellung von den geschlossenen und klar verortbaren Grenzen sowohl nach „Innen“ wie nach „Außen“. In diese Vorstellungen betten sich Ontologien von einem „Wir“ und einem „die Anderen“ ein, die wenig dazu verhelfen, die Konflikte um Krieg, Flucht und Migration zu lösen. Hier wird die Europäische Union häufig als Wertegemeinschaft und einheitlicher Rechts- und Wirtschaftsraum postuliert. Dem zugrunde liegt eine als räumliche Einheit begriffene Geographie des „Kontinents Europa“, die selten hinterfragt wird. Der o.g. geographischen Einheit bzw. ihrer kartographischen Herstellung gilt das Interesse der vorliegenden Forschung, einem Prozess der sich aus äußerst unterschiedlichen Ideen von Europa speist und dessen Vereinheitlichung nur das Endprodukt einer facettenreichen Entwicklung darstellt. Es wird der Frage nachgegangen, wie die Experten die Wandlungen Europas und die vielschichtigen „europäischen Selbstverständnisse“ mit den neuen Techniken der Weltendarstellung aufgriffen. Außerdem sollen die Ergebnisse dazu dienen, die Frage zu klären, wie die Experten zu den sehr spezifischen und stets klar auf Europa bezogenen verräumlichten Vorstellungswelten beitrugen, die teilweise bis heute noch Wirkungsmacht besitzen.Dabei geht die Arbeit von der These aus, dass sich zwischen 1700 und 1860 eine spezifisch geographisch begründete Verräumlichung des Denk- und Wahrnehmungshorizontes in Westeuropa durchsetzte und diese sich in der Herstellung und Deutung von Kartenwerken manifestierte. Diese neuartigen graphischen Erzeugnisse wiederum griffen wirkmächtig in die Rezeption einheitlich-eurozentrischer Raumrepräsentationen ein bzw. brachten diese überhaupt erst hervor. Der Paradigmenwechsel von einer relativen Offenheit des Verhältnisses zwischen dem „eigenen“ und dem „anderen“ Kontinent, beispielsweise zwischen „Okzident“ und „Orient“, und deren in allen Wissensbereichen postulierte „Unvereinbarkeit“ miteinander, vollzog sich nach aktuellem Wissensstand im späten 18. Jahrhundert. Um das Verhältnis von Macht und Karte näher betrachten zu können, werden ebenfalls aus methodischen Vorüberlegungen sowohl diejenigen Studien herangezogen, die Herrschaft in und durch die Karte verorten, wie auch diejenigen, die sich mit Weltbildern auseinandersetzen. „Weltbild“ meint hier den Zusammenhang zwischen Ideologien, Vorstellungen und Darstellungen der Welt. Dieser Begriff macht unmittelbar deutlich, wie eng Ideologien, Vorstellungen und Darstellungen der Welt aneinandergebunden sind. Um die Wirkmacht von Karten empirisch, wie auch die Bedeutung der graphischen Europakonstruktionen überhaupt zu fassen, wird jeweils zu Beginn und zum Ende des Untersuchungszeitraumes nach der Verbreitung der Karten gefragt. Dafür bilden die Forschungen über große Verlagshäuser, Geographische Anstalten, Kartenkommentare sowie Forschungen über die Verbreitung und Rezeption einzelner Karten die Grundlage.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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