Detailseite
Projekt Druckansicht

Phantom body: Neuropsychologische Mechanismen der wahrgenommenen Einheit von Körper und Selbst

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402792254
 
Die Gewissheit untrennbar mit dem eigenen Körper verbunden zu sein, ist ein wichtiges Merkmal des Selbsterlebens. Tatsächlich jedoch ist die Einheit zwischen Körper und Selbst erstaunlich schwach. Besonders deutlich wird dies bei Amputierten, die nach dem Verlust eines Körperteils diesen als sogenanntes Phantom fortdauernd wahrnehmen. Prothesen können darüber hinaus nicht nur funktionell die Integrität des versehrten Körpers wieder herstellen, sondern sogar als wirklicher Teil des Körpers wahrgenommen werden. Es mehren sich die Hinweise, dass solchen Wahrnehmungen ein weit-verzweigtes fronto-parietales Netzwerk zugrunde liegt, das körperrelevante multimodale Stimulation im peripersonalen Raum verarbeitet. Eine gestörte Repräsentation des peripersonalen Raumes könnte somit kausal mit einer gestörten Körperwahrnehmung zusammenhängen. Bis jetzt gibt es jedoch keine Studie, die die Prozesse bei Amputierten, die ihre Prothese entweder als körpereigen oder als körperfremd wahrnehmen, verglichen hätte. Das Identifizieren der zugrundeliegenden Mechanismen könnte jedoch auch die Frage beantworten, wie das Gehirn die erlebte Einheit von Körper und Selbst auch im Allgemeinen erzeugt. Das beantragte Projekt wird die neuesten Erkenntnisse zum Erleben von Körperillusionen anwenden, bei denen unter geeigneten multimodalen Stimulationsbedingungen bei Probanden das Gefühl induziert werden kann, ein künstlicher Körperteil würde zum eigenen Körper gehören. In einer Befragung von großen Gruppen von amputierten Personen und Kontrollpersonen wollen wir zunächst das gestörte körperliche Selbsterleben bei Amputierten, die ihre Prothesen als körpereigen oder als körperfremd wahrnehmen, charakterisieren. In Teilgruppen werden wir strukturelle und funktionelle Magnetresonanztomographie einsetzen, um unterscheidende neurale Prozesse und Konnektivitäten bei prothesennutzenden Amputierten im Zusammenhang mit der körperlichen Selbstwahrnehmung zu identifizieren. Abschließend werden wir bei Amputierten, die eine Prothese nicht als eigen wahrnehmen, experimentell die Repräsentation des peripersonalen Raum erweitern, und den Einfluss auf die Wahrnehmungen der Prothese erfassen. Es wird angenommen, dass diese Studien das Verständnis für die neuropsychologischen Mechanismen der erlebten Einheit von Körper und Selbst vertiefen und dadurch auch Hinweise auf innovative therapeutische Ansätze zur Behandlung einer gestörten Selbstwahrnehmung liefern können.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung