Erwerbsverhalten von Frauen nach Migration: Ein dynamischer Ansatz zum Familien- und Erwerbsverhalten nach Migration
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts war es, das Erwerbsverhalten von Migrantinnen in Deutschland zu untersuchen. Aus der Lebenslaufperspektive haben wir folgende Forschungsfragen in den Mittelpunkt der Analysen gestellt: Wie schnell nehmen Migrantinnen nach dem Zuzug eine Beschäftigung auf? Wie hängen Migration, Heirat, Geburt des ersten (und weiterer) Kinder und Erwerbstätigkeit im Lebensverlauf von Migrantinnen zusammen? Welche Rolle spielen individuelle Ressourcen, Arbeitsmarktchancen, Geschlechterrollenvorstellungen und kulturelle Kontexte? Die Analysen stützen sich auf großangelegte Befragungsdaten, insbesondere auf Daten des Mikrozensus, der IAB-SOEP-Migrationserhebung, des IAB-BAMF-SOEP-Flüchtlings-Surveys sowie aus zwei Erhebungen unter Neuzuwanderern nach Deutschland, dem SCIP- und dem ENTRA-Survey. Neben umfangreichen deskriptiven Darstellungen und Dekompositionsanalysen wurden vor allem Methoden für Längsschnittdaten wie Sequenzanalyse und Ereignisanalysemodelle verwendet. Die Untersuchungen zeigten eine große Heterogenität je nach Herkunftsland, Migrationskohorte und -kontext. Mit Ausnahme der sehr frühen Migrantenkohorten (Frauen, die in den Jahren 1964-73 zugewandert sind) lagen die Erwerbstätigenquoten der Migrantinnen weit unter jenen der Vergleichsgruppe (deutsche Frauen ohne Migrationshintergrund). Da die Beschäftigungsquoten der Frauen in Deutschland, die keinen Migrationshintergrund haben, im Laufe der Zeit stiegen und die der Migrantinnen sanken oder stagnierten, vergrößerte sich die Kluft zwischen den beiden Gruppen. Allerdings existieren innerhalb der jüngsten Migrantenpopulationen starke Heterogenitäten. Es gibt nur geringe Unterschiede zwischen den Erwerbstätigenquoten deutscher Frauen ohne Migrationshintergrund und der stetig wachsenden Gruppe von Migrantinnen aus EU-Ländern, hingegen große Unterschiede im Vergleich zu Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern. Die Ursachen für die niedrigen Erwerbstätigenquoten von Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern sind vielfältig (u. a. geringe Qualifikationen, fehlende Deutschkenntnisse, Nicht-Transferierbarkeit von Bildungsabschlüssen, traditionelle Geschlechterrollenvorstellungen). Wir haben in unserem Projekt herausgestellt, dass die vorgefundenen Erwerbsmuster nicht losgelöst von der Migrationspolitik betrachtet werden können, die die Wege definieren, über die Migrantinnen ins Land kommen. Neben der "Familienzusammenführung" gab es für Frauen aus Nicht-EU-Ländern bislang nur sehr begrenzte Möglichkeiten, nach Europa zu migrieren. Frauen, die im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland ziehen, sind in der Regel verheiratet und bekommen oft kurz nach der Migration ihr erstes Kind, was ihre langfristigen Beschäftigungschancen deutlich verringert. Aufgrund des Fachkräftemangels und der Alterung der europäischen Gesellschaften besteht eine stetig steigende Nachfrage nach Arbeitskräften, die nicht allein durch Migration aus anderen EU-Ländern gedeckt werden kann. Aus diesen Entwicklungen können sich für qualifizierte und erwerbsorientierte Migrantinnen aus Nicht-EU-Staaten neue Perspektiven ergeben nach Deutschland zu migrieren. Dieses Projekt hat aufgezeigt, dass die Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen ein komplexes, aber sozialpolitisch hoch relevantes Thema darstellt, welches in Deutschland zu lange vernachlässigt wurde. In Rahmen dieses Projekts haben wir durch die Anwendung intersektionaler und lebensverlaufsorientierter Perspektiven zur theoretischen Weiterentwicklung dieses Forschungsstrangs beigetragen. Zudem haben wir durch den Einsatz verschiedener etablierter und neuer Datenquellen belastbare empirische Evidenzen geliefert und eine Bandbreite an Methoden angewandt, um der Komplexitäten des Untersuchungsgegenstands Rechnung zu tragen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Migrant Fertility in Germany and the Eastern Enlargement of the EU (No. 1076). SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research.
Wolf, K. & Kreyenfeld, M.
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The situation of female immigrants on the German labour market: A multi-perspective approach (No. 1072). SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research.
Salikutluk, Z.; Giesecke, J. & Kroh, M.
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. The labor market integration of immigrant women in Europe: Context, theory and evidence. Working Paper Series / Cluster of Excellence 'The Politics of Inequality' (No. 02)
Schieckoff, B. & Sprengholz, M.
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Female Employment and Migration in European Countries. Journal of Family Research Special Issue
Kreyenfeld, M.; Diehl, C.; Kroh, M. & Giesecke, J.
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Female employment and migration in European countries: Introduction to the Special Issue. Journal of Family Research, 33(2), 230-251.
Kreyenfeld, Michaela; Diehl, Claudia; Kroh, Martin & Giesecke, Johannes
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From "guest workers" to EU migrants: A gendered view on the labour market integration of different arrival cohorts in Germany. Journal of Family Research, 33(2), 252-283.
Sprengholz, Maximilian; Diehl, Claudia; Giesecke, Johannes & Kreyenfeld, Michaela
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Marriage migration and women's entry into the German labour market. Journal of Family Research, 33(2), 439-466.
Samper, Cristina & Kreyenfeld, Michaela
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Migration and intergenerational stability in female employment: The impact of differences between sending and receiving countries. Journal of Family Research, 33(2), 351-404.
Tsolak, Dorian; Bürmann, Marvin & Kroh, Martin
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The Interplay Between the Early Work and Family Trajectories of Young Adult Women Born in West Germany: Differences by Parental Origins. Journal of International Migration and Integration, 24(S1), 345-368.
Samper, Mejia Cristina
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The labor market integration of immigrant women in Europe: context, theory, and evidence. SN Social Sciences, 1(11).
Schieckoff, Bentley & Sprengholz, Maximilian
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The labor market participation of recently-arrived immigrant women in Germany. Journal of Family Research, 33(2), 322-350.
Schieckoff, Bentley & Diehl, Claudia
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Did Immigrants Perceive More Job Insecurity during the SARS-CoV-2 Pandemic? Evidence from German Panel Data. Social Sciences, 11(5), 224.
Bürmann, Marvin; Jacobsen, Jannes; Kristen, Cornelia; Kühne, Simon & Tsolak, Dorian
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Disentangling Disadvantages: The Labor Market Entry of Recent Immigrant Women in Germany. Dissertation. University of Konstanz
Schieckoff, B.
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Employment Trajectories of Women with a Migration Background in Germany: A Life Course Perspective. Dissertation. Hertie School
Samper, C.
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Female mobility. In: Bussemer. E. J. (et al.) (Eds.), Atlas of Migration. New Facts and Figures About People on the Move. Rosa-Luxemburg-Stiftung: 42–43
Kreyenfeld, M.; Sprengholz, M. & Schieckoff, B.
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Intersections and Commonalities: Using Matching to Decompose Wage Gaps by Gender and Nativity in Germany. Work and Occupations, 51(2), 249-286.
Sprengholz, Maximilian & Hamjediers, Maik
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Comparing the Incomparable? Issues of Lacking Common Support, Functional-Form Misspecification, and Insufficient Sample Size in Decompositions. Sociological Methodology, 53(2), 344-365.
Hamjediers, Maik & Sprengholz, Maximilian
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I.2.7 Operationalisierung von ‚Flucht‘ in Sekundärdaten. Flucht-und Flüchtlingsforschung, 183-188. Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Jacobsen, Jannes & Kroh, Martin
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Making the Match: The Importance of Local Labor Markets for the Employment Prospects of Refugees. Social Sciences, 12(6), 339.
Tsolak, Dorian & Bürmann, Marvin
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The labour market entry of immigrant women in Germany: disentangling the determinants of labour force participation. Journal of Ethnic and Migration Studies, 50(20), 5167-5192.
Schieckoff, Bentley
