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Erwerbsverhalten von Frauen nach Migration: Ein dynamischer Ansatz zum Familien- und Erwerbsverhalten nach Migration

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403158126
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war es, das Erwerbsverhalten von Migrantinnen in Deutschland zu untersuchen. Aus der Lebenslaufperspektive haben wir folgende Forschungsfragen in den Mittelpunkt der Analysen gestellt: Wie schnell nehmen Migrantinnen nach dem Zuzug eine Beschäftigung auf? Wie hängen Migration, Heirat, Geburt des ersten (und weiterer) Kinder und Erwerbstätigkeit im Lebensverlauf von Migrantinnen zusammen? Welche Rolle spielen individuelle Ressourcen, Arbeitsmarktchancen, Geschlechterrollenvorstellungen und kulturelle Kontexte? Die Analysen stützen sich auf großangelegte Befragungsdaten, insbesondere auf Daten des Mikrozensus, der IAB-SOEP-Migrationserhebung, des IAB-BAMF-SOEP-Flüchtlings-Surveys sowie aus zwei Erhebungen unter Neuzuwanderern nach Deutschland, dem SCIP- und dem ENTRA-Survey. Neben umfangreichen deskriptiven Darstellungen und Dekompositionsanalysen wurden vor allem Methoden für Längsschnittdaten wie Sequenzanalyse und Ereignisanalysemodelle verwendet. Die Untersuchungen zeigten eine große Heterogenität je nach Herkunftsland, Migrationskohorte und -kontext. Mit Ausnahme der sehr frühen Migrantenkohorten (Frauen, die in den Jahren 1964-73 zugewandert sind) lagen die Erwerbstätigenquoten der Migrantinnen weit unter jenen der Vergleichsgruppe (deutsche Frauen ohne Migrationshintergrund). Da die Beschäftigungsquoten der Frauen in Deutschland, die keinen Migrationshintergrund haben, im Laufe der Zeit stiegen und die der Migrantinnen sanken oder stagnierten, vergrößerte sich die Kluft zwischen den beiden Gruppen. Allerdings existieren innerhalb der jüngsten Migrantenpopulationen starke Heterogenitäten. Es gibt nur geringe Unterschiede zwischen den Erwerbstätigenquoten deutscher Frauen ohne Migrationshintergrund und der stetig wachsenden Gruppe von Migrantinnen aus EU-Ländern, hingegen große Unterschiede im Vergleich zu Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern. Die Ursachen für die niedrigen Erwerbstätigenquoten von Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern sind vielfältig (u. a. geringe Qualifikationen, fehlende Deutschkenntnisse, Nicht-Transferierbarkeit von Bildungsabschlüssen, traditionelle Geschlechterrollenvorstellungen). Wir haben in unserem Projekt herausgestellt, dass die vorgefundenen Erwerbsmuster nicht losgelöst von der Migrationspolitik betrachtet werden können, die die Wege definieren, über die Migrantinnen ins Land kommen. Neben der "Familienzusammenführung" gab es für Frauen aus Nicht-EU-Ländern bislang nur sehr begrenzte Möglichkeiten, nach Europa zu migrieren. Frauen, die im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland ziehen, sind in der Regel verheiratet und bekommen oft kurz nach der Migration ihr erstes Kind, was ihre langfristigen Beschäftigungschancen deutlich verringert. Aufgrund des Fachkräftemangels und der Alterung der europäischen Gesellschaften besteht eine stetig steigende Nachfrage nach Arbeitskräften, die nicht allein durch Migration aus anderen EU-Ländern gedeckt werden kann. Aus diesen Entwicklungen können sich für qualifizierte und erwerbsorientierte Migrantinnen aus Nicht-EU-Staaten neue Perspektiven ergeben nach Deutschland zu migrieren. Dieses Projekt hat aufgezeigt, dass die Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen ein komplexes, aber sozialpolitisch hoch relevantes Thema darstellt, welches in Deutschland zu lange vernachlässigt wurde. In Rahmen dieses Projekts haben wir durch die Anwendung intersektionaler und lebensverlaufsorientierter Perspektiven zur theoretischen Weiterentwicklung dieses Forschungsstrangs beigetragen. Zudem haben wir durch den Einsatz verschiedener etablierter und neuer Datenquellen belastbare empirische Evidenzen geliefert und eine Bandbreite an Methoden angewandt, um der Komplexitäten des Untersuchungsgegenstands Rechnung zu tragen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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