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Kollektiv durch die Krise. Transformation von Herrschaft nach Stalin und Mao, 1952-1957 und 1975-1981

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403229773
 
Stalinismus und Maoismus waren Terrorregime, denen Millionen von Menschen zum Opfer fielen. In der Sowjetunion und in China hatte die Willkürherrschaft Stalins bzw. Maos furchtbare Verheerungen angerichtet, die Gesellschaften in Angst und Schrecken versetzt, das politische System und die Ökonomie zerrüttet. Es gibt keinen Zweifel, dass die brutalen Exzesse von den Tyrannen ausgelöst wurden, die sich das System unterworfen hatten. Sie setzten die Terrorwellen in Gang und beendeten sie auch wieder. Mit dem Tod Stalins im März 1953 und Mao Zedongs im September 1976 kam der Massenterror an ein Ende, nicht aber die Systeme, in deren Namen die Führer Furcht und Schrecken verbreitet hatten. Die Gewalt wurde beendet, und es waren die Täter und Gefolgsleute Stalins und Maos, die diese Leistung vollbrachten. Wie konnte es gelingen, der Gewalt ein Ende zu setzen, ohne das Herrschaftssystem zu verändern? Und warum einigten sich die Nachfolger der Tyrannen darauf, den Terror einzustellen und untereinander Frieden zu halten? Das ist das Thema des Forschungsprojekts, das sich auf die ersten Jahre des Übergangs von der Tyrannei zur kollektiven Führung konzentriert. Sowohl in der Sowjetunion der frühen 1950er Jahre als auch im China der späten 1970er Jahre vollzog sich der Herrschaftswandel von der tyrannischen Alleinherrschaft zu einer autoritären Ordnung im Modus der Krisenbewältigung einer so genannten „kollektiven Führung“. Nur als Repräsentation von Einheit konnte das System nach dem Tod der Tyrannen stabilisiert werden. In der Sowjetunion traten das Präsidium (Politbüro), der Ministerrat und der Oberste Sowjet noch Stunden vor Stalins Tod zusammen, um den Übergang zu orchestrieren; einen Monat später gaben sie ihrem Herrschaftsstil auch einen Namen: kollektive Führung. In China übernahm im Herbst 1976 mit Hua Guofeng zwar ein Mann die Nachfolge, der sich als Verwalter der ideologischen Hinterlassenschaft Maos verstand. Doch nach der neuerlichen Rehabilitierung Deng Xiaopings (Juli 1977) und Chen Yuns (Dezember 1978) trat der Ständige Ausschuss des Politbüros, trotz aller Konflikte in Chinas innerstem Führungskreis, als einheitliche Gruppe auf. Weder Stalin noch Mao hatten einen Kronprinzen auserkoren, einen Nachfolger aufgebaut oder mitgeteilt, wie sie sich den Übergang vorstellten. Wie unterschieden sich die Antworten, die die Erben der Macht in der Sowjetunion und China auf diese Herausforderung fanden? Lernten Moskaus und Beijings Reformer voneinander, grenzten sie sich voneinander ab? Die Dimensionen Herrschaft und Machtdurchsetzung, Legitimation und Kommunikation sowie Vertrauen und Erwartungssicherheit strukturieren diese vergleichende Untersuchung, die deutlich machen will, wie das Prinzip der kollektiven Führung die neuen Machthaber zunächst miteinander, und dann mit der Bevölkerung verklammerte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien, USA
Mitverantwortlich Professor Dr. Klaus Mühlhahn
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Deborah Kaple; Professor Dr. Stephen Kotkin; Professor Dr. Warren Sun
 
 

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