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Chinas verlorene Sprache: Studie einer nordostasiatischen Mundart unter innerasiatischer Herrschaft, 1000-1644

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403467253
 
Dieses Projekt untersucht eine stark von innerasiatischen Sprachen beeinflusste chinesische Mundart so wie ihre Anwendung in staatlichen Dokumenten und Büchern im kontinentalen Nordostasien während und nach der mongolischen Yuan Herrschaft (1279-1368). Wissenschaftler vermuten seit längerem, dass es im frühen zweiten Jahrtausend unter Chinesen, Kitanern und Jurchen eine einheitliche „nordchinesische Sprache“ (Ch. Han’er yanyu 漢兒言語) gab. Allerdings existieren bisher noch keine umfassenden historischen Studien, die dieses Thema in seiner Gesamtheit untersuchen. Dank einiger jüngst erschienener Artikel und neuer Quellen ist es jetzt möglich, diese „nordchinesische Sprache“ umfänglich historisch zu durchleuchten. Die Grundlage dieses Projekts bilden die „nordchinesischen“ Dokumente selbst. Durch gezielte Analyse ihrer Urheberschaft, Zweck, Leserschaft, Auflage und Funktion wird ermittelt, welche historischen Faktoren zur Verschriftung der Sprache führten und wie es anschließend zu ihrem Verschwinden kam.Auf Grund ihres ethnisch neutralen Charakters und ihres Bruchs mit dem klassischem Chinesisch, dem dominanten schriftlichen Medium im kosmopolitischen ersten Millennium, ist die Geschichte der „nordchinesischen Sprache“ von Wichtigkeit und Interesse. Anders als „Mandarin“ oder „Amtsprache“ (Ch. guanhua 官話), später Chinas Nationalsprache, assoziierte man die „nordchinesische Sprache“ weder ausschließlich mit Gebildeten noch war sie einer bestimmten Ethnie zugehörig. Sie war im Gegensatz zu Mandarin keine Gelehrtensprache. Vielmehr war sie populär und interethnisch. In dieser Hinsicht verkörpert die „nordchinesische Sprache“ einen Prozess der „Vernakularisierung,“ der letztendlich in Nordost Asien nicht weiterverfolgt wurde. Während das zuvor verbreitete klassische Chinesisch von modernen Nationalsprachen verdrängt wurde, fungierte die „nordchinesische Sprache“ für einige Zeit als eine Art Gemeinsprache einer neuen transnationalen schriftlichen Kultur. Eine umfassende Studie dieses Phänomens wird aufzeigen, dass die Entwicklung unabhängiger und manchmal antagonistischer Nationalsprachen nicht das einzig mögliche Ergebnis der Verdrängung des klassischen Chinesisch war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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