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Flucht aus der Freiheit. Der Weg junger Männer in den Dschihadismus

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403605297
 
Zwischen 2011 und 2016 zogen gut 800 Personen von Deutschland in die Bürgerkriegsgebiete in Syrien und dem Irak, um an der Seite dschihadistischer Gruppierungen am Aufbau eines sogenannten Islamischen Staates mitzuwirken. Das Forschungsvorhaben widmet sich diesem Phänomen mit dem Ziel, eine materialgesättigte Theorie zu entwickeln, die das Verhalten der Akteure dieser Auswanderungsbewegung erklärt. Hierfür werden im Rahmen eines qualitativen Forschungsdesigns die Karrieren junger deutscher und österreichischer Männer untersucht, die sich dem Dschihadismus angeschlossen und für die Ausreise entschieden haben. Drei Operationalisierungsdimensionen zeichnen das Projekt aus: a) Durch Interviews mit ehemaligen Dschihadisten wird die Erforschung des Phänomens auf eine neue empirische Basis gestellt, die tiefere Einblicke in die biografischen Verläufe der Radikalisierung erlaubt. b) Der Dschihadismus wird als Subkultur konzeptualisiert und der interaktionistische Begriff der Karriere so erweitert, dass verschiedene soziale Faktoren und normative Bezugspunkte der biografischen Entwicklung in die Untersuchung einbezogen werden können. Radikalisierung wird dadurch auch als gesellschaftliches Problem fassbar. c) Die Vermittlung von biografischen Prozessen und ihren sozialen und kulturellen Voraussetzungen ermöglicht schließlich eine gewalt- und geschlechtersoziologisch informierte Analyse der spezifischen Bedeutung, die männlichen Geschlechtsidentitäten und der Affinität gegenüber Gewalt in den Handlungen der Akteure zukommt. Die methodische Umsetzung des Forschungsvorhabens orientiert sich an der Strauss’schen Tradition der Grounded Theory und der dokumentarischen Methode. Beide unterstützen die Ausarbeitung einer gegenstandsbezogenen Theorie und bieten analytische Instrumente für eine methodisch kontrollierte Untersuchung des sozialen und kulturellen Kontexts der Radikalisierungsprozesse. Die Forschungsergebnisse werden nicht nur zur wissenschaftlichen Aufarbeitung dschihadistischer Karrieren beitragen, sondern auch zur aktuellen Theoriediskussion um Gewalt, Geschlecht und Subkultur. Des Weiteren bietet ihr Fokus auf die Lebenswelt der Akteure Adaptionsmöglichkeiten in der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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