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Interregionale Kontakte in Nordkordofan

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404296411
 
Das Projekt InterLINK erforscht die Rolle der Region Nord-Kordofan als Grenz- und Kontaktzone zwischen den Staaten und Kulturen des nubischen Niltals mit den im Westen und Südwesten gelegenen Sahel-Regionen, so z.B. der Zankor-Gruppe, dem antiken und mittelalterlichen Darfur, sowie Kanem-Bornu und anderen frühen Staaten und Kulturen des Tschadbeckens. Insbesondere im Mittelalter zeugen Befunde in der Region von engen Kontakten mit den christlich geprägten Staaten am Nil, jedoch auch mit den anderen Nachbarkulturen. Daher liegt hier eventuell ein archäologischer Nachweis für eine bislang nicht lokalisierte, von Schriftstellern des islamischen Mittelalters erwähnte Provinz des Königreiches Makuria im Westen abseits des Nils vor. Hierbei gibt es erste Hinweise darauf, dass die Christianisierung und kulturelle Prägung durch das nubische Niltal überwiegend pastorale Gruppen betraf, und sich bei sesshaften bäuerlichen Gruppen weniger durchsetzte.Auch umwelt- und wirtschaftsgeschichtlich ist die Region als Transfer- und Kontaktzone von entscheidender Bedeutung. Bis heute eine landschaftsökologische Grenzregion zwischen der Libyschen Wüste im Norden sowie der Sahel-Zone im Süden, liegen hier vielfältige Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Formen der mobilen oder teil-mobilen Viehwirtschaft (Rinderpastoralismus im Süden, Kamelnomadismus im Norden) sowie extensivem wie intensiviertem Ackerbau vor. In historischer Zeit zeugen verschiedene archäologische Befunde (Wasserrückhaltebecken, Ackerbauterrassen) von heute nicht mehr gegebenen Möglichkeiten zur örtlich gebundenen Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion. Eines der Ziele des Projektes ist die Erforschung der Entwicklungsgeschichte dieser verschiedenen Landnutzungs- und Produktionsstrategien, ihre Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen, sowie deren Einordnung in die überregionale Umwelt- und Klimageschichte.Die Verknüpfung von umweltgeschichtlichen Rahmenbedingungen, sozio-ökonomischen Adaptionen, sowie deren Vergesellschaftung mit bestimmten ideologischen bzw. religiösen Überbaukonstrukten lassen auch Vergleiche mit rezenten Entwicklungen zu: Auch heute werden zahlreiche Konflikte in der Sahel-Region (z.B. in Darfur) entlang ebensolcher sowohl sozio-ökonomisch als auch ideologisch-religiös definierter gesellschaftlicher Trennungslinien interpretiert, und vor dem Hintergrund sich ändernder Umweltbedingungen verstanden. Das InterLINK-Projekt kann daher nicht nur einen Beitrag zu den übergeordneten historischen Fragestellungen nach Interkulturalität, überregionalen materiellen wie ideellen Transferprozessen, sowie der regionalen Umweltgeschichte leisten, sondern auch einen Input zu modernen Debatten über Konfliktforschung und Umweltadaption leisten.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Niederlande, Sudan
 
 

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