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Mittel- bis spätholozäne Biotopgrenzen, Siedlungslimits und Verbindungskorrridore im Inneren Kongobecken: Archäologie und Paläoökologie

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404628420
 
Das Projekt verfolgt vier Hauptziele : (1) Rekonstruktion der Immigrationen, die vor 2400 Jahren die Früheisenzeit im Inneren Kongobecken (Demokratische Republik Kongo) begründeten, mit Hilfe von Überresten materieller Kultur. Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass die mit dem Prozess verknüpfte Imbonga-Keramik aus der westlich benachbarten Republik Kongo stammt. Zum Test soll archäologische Geländearbeit an den als Migrationsrouten vermuteten Flüssen stattfinden, die im Bereich der Ogowe-Kongo-Wasserscheide entspringen und zum Kongo entwässern.(2) Erstellung einer paläoökologischen Sequenz für das Innere Kongobecken im Holozän und Spätpleistozän. Dazu dienen Pollenanalysen und geochemische Analysen an mehreren Sedimentbohrkernen aus tropischen Mooren im unter dem Kongobogen gelegenen Zentrum des Congo Basin Peatland Complex, die Aussagen zur jeweiligen lokalen Vegetations- und Hydroklimageschichte erlauben. Damit werden erstmals auch aus der Kernzone des äquatorialen Regenwaldes empirische Daten zur Verfügung stehen für die Überprüfung von Hypothesen zu (a) spätpleistozänen und holozänen Bildungen und Rückbildungen von Waldrefugien, (b) einer mutmaßlich ganz Zentralafrika betreffenden Regenwaldkrise vor rund 2500 Jahren und (c) Mensch-Umwelt-Verflechtungen in diesem Zeithorizont. (3) Gewinnung paläoökologischer Primärdaten aus zentralen Landesteilen der Republik Kongo. Am Südwestrand des Congo Basin Peatland Complex sollen dazu zwei neue Torfbohrungen niedergebracht werden, die in Form eines Ost-West-Transekts an die Bohrkerne aus dem Inneren Kongobecken anschließen können. Die Arbeit in der noch unerforschten Region wird aktuell weiter nördlich in der Republik Kongo stattfindende paläoökologische Unterschungen ergänzen. Ein Teil des Arbeitsgebiets gehört zu der als Sangha River Interval bekannten biogeografischen Zone mit Grasländern, deren Alter und Entstehung genauer zu klären sind. Dort sollen auch Daten zum heutigen Pollenniederschlag in verschiedenen Vegetationsformationen gesammelt werden, die als Referenz bei die Deutung der pollenanalytisch zu rekonstruierenden Vegetationsgeschichte und historischen Ökologie der Region dienen können. 4) Rekonstruktion früheisenzeitlicher Wirtschafts- und Ernährungsmodi im Inneren Kongobecken und westlich anschließenden Räumen. Die noch wenig bekannte älteste Landwirtschaft Zentralafrikas und damit verbundene Subsistenzformen sollen untersucht werden, um klimatische und andere naturräumliche Rahmungen wirtschaftlich-kultureller Gestaltungsoptionen der Erstbesiedler auszuloten. Dazu werden zum einen Ausgrabungen mit Beprobung auf Phytolithe, botanische Makroreste und Tierknochen unternommen, zum anderen Analysen organischer Rückstände in datierten und kulturell zuweisbaren keramischen Gefäßresten. Daraus lassen sich Hinweise auf vorrangig genutzte Pflanzen und Tiere gewinnen, u. a. zur noch ganz unbekannten Haustierhaltung vor AD 1450, sowie auf die in Keramiktöpfen zubereiteten Speisen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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