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Randomisiert-kontrollierte Studie zur Überprüfung von zwei Online-Interventionen: Wie wirksam sind kognitiv-behaviorale und achtsamkeitsbasierte Sexualtherapie bei Frauen mit hypoaktivem sexuellen Verlangen?

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404631750
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Eines der häufigsten und belastendsten sexuellen Probleme bei Frauen ist ein Mangel an sexuellem Verlangen. Wenn reduziertes Verlangen über mehrere Monate hinweg auftritt und persönliches Leid verursacht, kann eine sexuelle Funktionsstörung vorliegen, die als Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD) bezeichnet wird. Etwa 6% der sexuell aktiven Frauen berichten von einer störungswertigen Reduktion des sexuellen Verlangens. Zur Behandlung von HSDD gelten psychotherapeutische Interventionen als Methode der Wahl. Kognitiv-behaviorale und achtsamkeitsbasierte Therapien gelten als vielversprechend, erreichen jedoch nur einen Bruchteil der Betroffenen. Eine Möglichkeit, mehr betroffene Frauen zu erreichen, besteht darin, psychologische Therapien als internetbasierte, begleitete Selbsthilfeprogramme umzusetzen. In diesem Projekt wurden zwei bewährte und effektive Gruppentherapiemanuale ins Deutsche übersetzt und als achtwöchige, multimediale Internettrainings adaptiert. Das Ziel dieser Studie war es daher, die Wirksamkeit von internetbasierter kognitiv-behavioraler (iKVT) und achtsamkeitsbasierter Sexualtherapie (iMBT) für Frauen mit HSDD im Vergleich zu einer Warte-Kontrollgruppe zu überprüfen. Zusätzlich wurden die persönlichen Erfahrungen mit dem Programm im Rahmen einer qualitativen Studie untersucht und Wirkfaktoren analysiert. Insgesamt nahmen 266 Frauen an der Studie teil, die entweder direkt iKVT oder iMBT durchführten oder einer 6-monatigen Warteliste zugeordnet wurden. Um die persönlichen Effekte der Teilnehmerinnen von iKVT und iMBT sowie ihre Bewertungen der Programme und wahrgenommene Veränderungen im sexuellen Verlangen zu ermitteln, führten wir eine qualitative Analyse von telefonischen Interviews mit 51 Frauen nach Abschluss des Programms durch. Dabei stellten wir fest, dass bestimmte Behandlungselemente als besonders hilfreich empfunden wurden und die Teilnehmerinnen eine Vielzahl positiver Veränderungen in Bezug auf ihr sexuelles Verlangen erlebten. Als wichtigstes Ergebnis dieser Studie konnten wir erstmalig zeigen, dass sowohl iKVT als auch iMBT das sexuelle Verlangen und den damit verbundenen Leidensdruck im Vergleich zur Wartegruppe signifikant verbessern konnten. Diese Verbesserungen traten direkt nach Abschluss der Programme auf und konnten über einen Zeitraum von sechs und zwölf Monaten aufrechterhalten werden. Diese Nachweise zur Wirksamkeit legen die Grundlage dafür, solche Programme einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und insbesondere diejenigen Betroffenen zu erreichen, die keine sexualtherapeutischen Angebote in ihrer Nähe finden oder nutzen möchten.

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