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Reverse Revolving Doors: Karriere zwischen Bank und Aufsicht

Antragsteller Dr. Stefano Colonnello
Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404779472
 
Wir untersuchen ob, warum und unter welchen Umständen Führungskräfte der Finanzindustrie Karrieren in Aufsichtsbehörden anstreben. Ein gutes Verständnis der Funktionsweise dieses hochkarätigen Arbeitsmarktes ist essentiell um den Übergang von nationaler Bankenaufsicht und -regulierung hin zu einer stabilen europäischen Bankenunion zu gewährleisten, um opportunistisches Verhalten, Finanzinstabilität und Fehlallokationen knappen Humankapitals entgegen zu wirken. Die Anstellung von Aufsehern in Banken ist das sogenannte revolving doors Phänomen. Wir betrachten im Gegensatz dazu Bewegungen von Arbeitskräften in umgekehrter Richtung. Einschlägige Erfahrungen in der Finanzbranche tragen dazu bei, bankspezifisches Wissen und die Qualität der Aufsichts- und Regulierungsarbeit zu erhöhen. Diese Konstellation kann aber auch zu Anreizen führen, die sozial nicht optimale Ergebnisse und opportunistisches Verhalten befördern. Dieses Forschungsprojekt identifiziert diese beiden entgegengesetzten Effekte und deren Ursachen und stellt zwei wesentliche Forschungsfragen: Spiegeln Karriereentscheidungen von Bankangestellten Beschäftigungsmöglichkeiten im Aufsichtssektor wieder? Wie beeinflusst die praktische Erfahrung solcher Aufseher die Implementierung und Neugestaltung von Regulierung (z.B. hinsichtlich ihrer Komplexität)? Der europäische Rahmen mit Interaktionen zwischen nationalen und supranationalen Aufsehern ist das ideale Laboratorium für diese Untersuchung. Aufgrund der hohen Endogenität des zu untersuchenden Problems ziehen wir mehrere Identifikationsstrategien im Sinne exogener Schocks im Rahmen einer sogenannten "difference-in-difference" Methodologie heran, um die Beschäftigungsfähigkeit von Bankern im regulatorischen Sektor abzuschätzen. Ein erster negativer Schock der Beschäftigungsmöglichkeiten bei Aufsichtsbehörden für Bankangestellte ist die Zuordnung der Finanzinstitute zum einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism - SSM). Zweitens nutzen wir die Tatsache, dass einige Banken im Nachgang zur ursprünglichen Lister der SSM Banken ihren Status verändert haben. Drittens nutzen wir die Einführung von Bonusobergrenzen im Rahmen der Capital Requirements Directive (CRD IV) vom 1. Januar 2014, um Bankmanager zu identifizieren, welche diese neuen Regelungen zur Kompensation (nicht) eingehalten haben. Viertens evaluieren wir die Bedeutung der reverse revolving doors, in dem wir uns sogenannter cooling-off Perioden innerhalb der Mitgliedsstaaten Europas bedienen. Sie schränken Staatsdiener darin ein, in den privaten Sektor zu wechseln und stellen somit Friktionen in Bezug auf den freien Arbeitsplatzwechsel zwischen Regulator und Finanzindustrie dar. Die vorgeschlagene Untersuchung soll dazu beitragen, mögliche Wohlfahrtseffekte der bestehenden Beziehungen zwischen Banken und der zuständigen Bankenaufsicht zu identifizieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Michael Koetter
 
 

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