Im Spannungsfeld von Bedarf und Akzeptanz – die Nachfrage nach haushaltsbezogenen und familienunterstützenden Dienstleistungen in Deutschland und im internationalen Vergleich
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projektes war die systematische Untersuchung der sozioökonomischen, kulturellen sowie institutionellen Determinanten der entgeltlichen Auslagerung verschiedener Formen haushaltsbezogener und familienunterstützender Sorgetätigkeiten in Deutschland und im internationalen Vergleich. Im Mittelpunkt stand insbesondere die Nachfrage nach Haushaltshilfen, Kinderbetreuung, Altenpflege, Essen außer Haus und häuslichen Reparaturarbeiten. Hintergrund des Forschungsvorhabens ist der gestiegene Unterstützungsbedarf von Haushalten, der sich aus der zunehmenden Zeitknappheit von Haushalten ergibt, bedingt unter anderem durch den Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit, der Intensivierung der Erwerbsarbeit und demografischen Veränderungen. Gleichzeitig enthüllen Daten zum Konsum entsprechender Haushaltsdienstleistungen, dass entsprechende Angebote nicht in erwartetem Ausmaß genutzt werden. Unsere Untersuchung der gegenwärtigen Arbeitsteilung in Paarhaushalten sowie der Nachfrage nach haushaltsbezogenen und familienunterstützenden Dienstleistungen zeigt, dass neben sozioökonomischen Faktoren, insbesondere auch soziokulturelle und geschlechternormative Gründe entscheidend dafür sind, wie Haushalte ihre häuslichen Aufgaben verteilen und in welchem Ausmaß sie externe Dienstleistungen in Anspruch nehmen und akzeptieren. Für die Ausschöpfung des Nachfragepotenzials spielen damit entgegen der gängigen Annahme nicht allein die Finanzierbarkeit, sondern u. a. auch Qualität, Vertrauenswürdigkeit und Professionalität der Dienstleistungen eine zentrale Rolle. Mit Blick auf politische und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten und -bedarfe implizieren die Ergebnisse, dass eine geschlechter- und sozialgerechte Entlastung der Haushalte und die nachhaltige Ausschöpfung weiblichen Erwerbspotenzials als Teil einer politischen Gesamtstrategie zu denken wäre, die neben der breiten Förderung von haushaltsbezogenen und familienunterstützenden Dienstleistungen auch weitere Aspekte und flankierende Maßnahmen einbezieht (wie z.B. die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten sowie vorübergehende, bedarfs- und lebenslauforientierte Arbeitszeitverkürzungen) – ohne dabei die Sorgeverantwortung jedoch vorrangig wieder an die Frauen zurückzugeben. Grundlage einer solcher Strategie müsste die Anerkennung der existenziellen Notwendigkeit von Care-Arbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ihr Heraustreten aus der gesellschaftlichen Marginalisierung sein. Der Ausbau und die Förderung von haushaltsbezogenen Dienstleistungen als reguläre, professionalisierte Beschäftigung könnte in dieser Gesamtstrategie ein wichtiges Signal und wesentlicher Baustein sein.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Conflicts over the division of domestic work: A matter of gender-specific expectations and needs. Journal of Social and Personal Relationships, 39(9), 2825–2846.
Trübner, Miriam
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Die Nachfrage nach Haushaltsnahen Dienstleistungen im Kontext staatlicher Unterstützungsleistungen. Ein Überblick über Determinanten, Modelle staatlicher Förderung und Konsequenzen für Haushalte und Dienstleister*innen. Nr. 31, Hans-Böckler Stiftung / Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI). ISSN: 2367-0827
Nisic, Natascha & Friederike Molitor
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Doing Housework in Context: Dyadic Analyses of the Division of Domestic Labor in Contemporary Couples. Journal of Family Issues, 45(6), 1378-1402.
Nisic, Natascha & Trübner, Miriam
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Rethinking paid domestic services in modern societies – Experimental evidence on the effect of quality and professionalisation onservice demand. International Journal of Sociology and Social Policy, 43(13/14), 106-128.
Nisic, Natascha; Molitor, Friederike & Trübner, Miriam
