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Translationsanthropologie. Deutsche Antikenübersetzungen des 16. Jahrhunderts aus der Perspektive der Intersektionalitätsforschung

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404907743
 
Das Projekt untersucht die für die Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit charakteristische Antikenrezeption, beschränkt sich dabei jedoch nicht auf die sprachlich-literarische Ebene, sondern fragt nach den zugrundeliegenden normativen und epistemischen Vorstellungen. Übersetzungen werden als anthropologische Schlüsseltexte verstanden, die von Menschen für Menschen angefertigt werden und menschliche Angelegenheiten verhandeln. Von dieser Grundthese geht das Projekt aus und führt verschiedene Forschungsrichtungen zusammen: die kulturwissenschaftliche Übersetzungstheorie, die sozialwissenschaftliche Intersektionalitätstheorie und die literaturwissenschaftliche Humanismusforschung. Ziele des Projekts sind, das Konzept einer Translationsanthropologie zu entwerfen, die Intersektionalitätstheorie für die Übersetzungsanalyse fruchtbar zu machen und so einen konzeptionellen Beitrag zum SPP 2130 zu leisten.In der ersten Förderphase wurden die deutschen Homer- und Ovid-Übersetzungen des 16. Jahrhunderts daraufhin untersucht, wie in ihnen Machtverhältnisse etabliert, Identitätskategorien ausgebildet und Normen vermittelt werden. In der zweiten Phase soll die entwickelte Methode auf andere Antikenübersetzungen und verstärkt auf ihre sozialen Rezeptionsräume übertragen werden, um das Konzept einer spezifisch frühneuzeitlichen Translationsanthropologie genauer zu konturieren. Erneut ist das Projekt zweiteilig angelegt: Untersucht werden im ersten Teilprojekt die deutschen Übersetzungen der Komödien von Plautus und Terenz und im zweiten Teilprojekt die der Kirchenväter Basilius und Hieronymus, jeweils im Vergleich mit ausgewählten anderssprachigen Versionen. Der Wechsel der Gattungen ist als komplementäre Ergänzung des bisher untersuchten Korpus zu verstehen: Die dramatischen und patristischen Texte entstammen anderen kulturellen Kontexten, in ihnen werden Lebensentwürfe und Identitäten abgebildet, die im Epos keinen Platz finden, auch sind ihre deutschen Übersetzungen mit Schule und Kirche, Bühne und Kanzel institutionell unterschiedlich einzuordnen. Durch die Analyse der Verknüpfungen von Geschlecht, Religion, Stand, Alter, Herkunft, Bildung, Sexualität und Dis/ability werden Neuinterpretationen der frühneuzeitlichen Übersetzungen wie der antiken Ausgangstexte vorgelegt.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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