Kitâb an-Nawâmîs. Edition, Translation and Commentary
Final Report Abstract
Die Studie verdeutlicht, dass das pseudoplatonische Kitāb an-Nawāmīs ein seltenes Beispiel islamischer Philosophie vor Avicenna (gest. 1037) darstellt, das neoplatonische Metaphysik und illustrative Geschichten aus dem antiken Griechenland mit der Frömmigkeit und den ethischen Prinzipien des frühen Islam verbindet. Darüber hinaus wird gezeigt, dass Kitāb an-Nawāmīs unter anderem von Gelehrten wie Avicenna, Judah Halevi (gest. nach 1140) und Petrus Alfonsi (tätig im 12. Jahrhundert) rezipiert wurde und maßgeblich die mittelalterliche islamische, christliche und jüdische Rezeption des Platonismus beeinflusste. Die Wirkung des Werks lässt sich auch im safawidischen (1501-1722) und post-safawidischen Iran sowie in der politischen Philosophie von Leo Strauss und seiner Schule im 20. Jahrhundert nachweisen. Kitāb an-Nawāmīs trägt somit zu unserem Verständnis der Entwicklung der frühen islamischen Philosophie, der Übertragung antiker griechischer philosophischer Werke in die islamische Tradition und der mittelalterlichen Rezeption des Platonismus im weiteren Sinne bei.
