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Wissenschaftsübersetzungen in Frankreich im klassischen Zeialter. Funktionen, Praktiken, Akteure von Übersetzungen aus dem Englischen, Deutschen und Italienischen
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Gipper
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405046340
Das Projekt strebt eine detaillierte Untersuchung wissenschaftlicher Übersetzungen in Frankreich im klassischen Zeitalter (17.-18. Jhdt.) an. Mit der Entstehung der modernen Naturwissenschaften entstehen nationale Wissenschaftskulturen, die unter staatlicher Patronage massiv auf die Vernakularsprachen setzen und damit die alte auf Latein publizierende Res publica literaria sprengen. Es entsteht die moderne Fachübersetzung. Dabei hat die Arbeit der ersten Förderphase des SPP gezeigt, dass die Wissenschaftsübersetzung wie kaum ein anderer Bereich des Übersetzens in der frühen Neuzeit tatsächlich den Titel einer distinkten Übersetzungskultur in dem Sinne beanspruchen kann, dass sie eine Praxis mit eigenen Standards, Normen und Vertextungsverfahren ausbildet. Und wie kaum eine andere Übersetzungskultur erweist sie sich als genuines Kind der frühen Neuzeit.Als lingua franca auf dem europäischen Kontinent kommt dem Französischen dabei eine herausragende Rolle zu. Wie keine andere Sprache garantiert das Französische die Sichtbarkeit in der globalen Scientific comunity. Dieser höchst folgenreiche Prozess der Herausbildung einer Praxis und Methode der wissenschaftlichen Übersetzung, soll im Projekt umfassend untersucht werden. Hatte sich das Projekt aus pragmatischen Gründen in der ersten Förderphase auf Übersetzungen aus dem deutschen und italienischen konzentriert, so sollen in der zweiten Förderphase im Sinne einer ganzheitlichen Erschließung des relevanten Feldes auch die Übersetzungen aus dem Englischen mit einbezogen werden. Eine systematische Untersuchung dieser Art von Übersetzungen und ihrer Bedeutung für das Wissenschaftsgefüge der frühen Neuzeit ist bislang nie vorgenommen worden. In einem methodischen Mix aus quantitativen Verfahren und Tiefenbohrungen soll diese Forschungslücke geschlossen werden. Das Projekt soll in der zweiten Förderphase einen besonderen Akzent auf die folgenden Aufgaben und Fragenkomplexe legen:1. Der Aufbau der Datenbank von Übersetzervorworten und prosopographischen Daten wird um die Übersetzungen aus dem Englischen und um die Übersetzerprotokolle der Académie des sciences erweitert. 2. Unter den Funktionen der Übersetzungen soll in der zweiten Förderphase dem Bereich der Replikation von Experimenten (als zentrale Wissenschaftsfunktion) und ihrer Rolle bei der Distribution von Symbolischem Kapital im wissenschaftlichen Feld ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. 3. Die erste Förderphase hat gezeigt, welche zentrale Rolle den Akademien in der frühen Neuzeit als Übersetzungsagenturen zukommt. Diesem Bereich soll u.a. ein eigener Workshop gewidmet werden.4. Die zentrale Rolle der Übersetzungen für die Ausbildung einer ‚europäischen‘ Wissenschafts-terminologie 5. Problematik translatorischer Normen in Spannungsverhältnis zwischen Literatur und Wissenschaft 6. Übersetzungspolitik zwischen wissenschaftlichen Universalitätsansprüchen und den Interessen nationaler Wissenskulturen
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2130:
Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit