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Bürgerausschüsse in Aachen in der Spätphase des Alten Reiches. Innerstädtische Partizipationsbestrebungen zwischen Gemeindeliberalismus und Klientelismus

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405222537
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die „Aachener Mäkelei“ bezeichnet einen Konflikt in der Reichsstadt Aachen im Vorfeld sowie im Übergang zur Französischen Revolution, der seine Prominenz in erster Linie aus der markanten Parteibildung der konkurrierenden Gruppen bezieht. Nach gegenwärtigem Stand der im Rahmen des Projekts entstehenden Dissertationsschrift reflektieren die ab 1786 zu Gewalttätigkeiten eskalierenden Vorgänge Friktionen der städtischen Gesellschaft, die auf eine Entfremdung traditioneller und neuer Eliten in der Stadt schließen lassen. Die Symptome werden anhand von unterschiedlichen Formen der Vergesellschaftung und Soziabilität sichtbar. Sie waren teils lange, sogar über mehrere Generationen angelegt. Während die Träger der ratskritischen Opposition mehrheitlich im Milieu der überregional vernetzten Kaufleute zu finden sind, bot sich im 1779 eingerichteten Bürgerausschuss, der eigentlich der Sedierung des Konflikts zwischen Rat und Bürgerschaft hatte dienen sollen, eine geeignete institutionelle Grundlage. Während die Absichten der Ratsopponenten weder im Ganzen noch individuell klar ersichtlich werden, lässt sich doch auf eine interessensgeleitete Ausdehnung von Partizipation schließen. Die Opponenten strebten die Mobilisierung der Stadtbevölkerung aus Neigung wie aus Kalkül an, um eine breite soziale bzw. legitimatorische Grundlage zu erlangen. Während sich die Vorgänge in Aachen ab Juli 1789 in zeitlicher Parallelität zu den Revolutionsereignissen im nahen Frankreich abspielten, ist dennoch auf die Eigendynamik der örtlichen Konflikte zu schließen. Ungeachtet der Interessensabhängigkeit und der programmatischen Dürftigkeit der ab 1786 gehegten Reformhoffnungen verkörperten die Aachener Vorgänge eine Tendenz zur Demokratisierung der Gesellschaft. Dieser Stadt- oder Gemeindeliberalismus ist zwingend in den Wandel der politischen Kultur in Deutschland in der sogenannten „Sattelzeit“ einzuordnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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