Die Verwissenschaftlichung der musealen Inszenierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der beiden erstgebauten Berliner Museen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In dieser Forschungsarbeit wird erstmals deutlich, welch zentrale Position die beiden zuerst gebauten Museen in Berlin in der Museumslandschaft des 19. Jahrhunderts im internationalen Kontext einnehmen. Die Einnahme einer internationalen Perspektive war dringend erforderlich, um so eine differenziertere Beschreibung der jeweiligen Modellhaftigkeit der musealen Inszenierungen des Alten Museums und des Neuen Museums zu ermöglichen. Ein damals höchst aktuelles Denken kam in den unterschiedlichen musealen Inszenierungen des Alten Museums wie des Neuen Museum zum Ausdruck. Beide Museen wurzelten in einem evolutionären Begriff der Geschichte. Hierdurch erlangten die Berliner Museen eine ganz andere Grundlage als die früher entstandenen Museen im In- und Ausland, die auf einer Kunst- und Geschichtsauffassung des 18. Jahrhunderts basierten. So stellt es sich heraus, dass weder das Louvre noch das British Museum als der Anfang des modernen Museums gelten können, da beide noch in dieser älteren Tradition standen. Im Louvre ging es noch um den Versuch, der eigenen französischen Kunst durch die Ausstellung von Meisterwerken zu neuer Blüte zu verhelfen, während die Sammlungsobjekte im British Museum noch lange Zeit in einem naturhistorischen Rahmen standen. Mit der Segmentierung der Kollektionen im Laufe des 18. Jahrhunderts in Artificialia und Naturalia und mit der einsetzenden Spezialisierung wuchsen neue Sammlungsgebiete heran, während andere zu neuer musealer Selbständigkeit gelangten, wie zum Beispiel die Aegyptiaca, die Altorientalia, die Ethnographica und die Praehistorica. Hiermit ging auf ästhetischem Gebiet eine Relativierung der antike Kultur, die lange Zeit als absolut wünschenswerter Kanon für alle zukünftige Kultur angesehen wurde, einher. Im kulturhistorischen Neuen Museum wurde die traditionelle Wertehierarchie der Kunstsammlungen außer Kraft gesetzt. Unter Einfluss einer immer spezialisierteren Gelehrsamkeit wurde mit einer kontextualisierten musealen Inszenierung versucht, ein ganzheitliches Verstehen der menschlichen Kultur zu erreichen. Dabei bleibt im internationalen Vergleich das Neue Museum als ein Gesamtkunstwerk einmalig. International gesehen kann das Alte Museum als Prototyp eines spezialisierten Kunstmuseums und das Neue Museum als Prototyp eines wissenschaftlich fundierten Kulturmuseums ausgemacht werden. Sie erfüllen in dieser Hinsicht Vorreiterrollen in der internationalen Museumsgeschichte. Diese Erkenntnis lässt uns die Entstehung musealer Inszenierungen bewusst werden und liegt damit im Interesse einer zukünftigen Stellungnahme zu Fragen nach der Gestaltung, Einrichtung und gesellschaftlichen Funktion unserer heutigen Museen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Napoleon’s Legacy: The Rise of National Museums in Europe, 1794 -1830, in: Berliner Schriften zur Museumsforschung, Bd. 27, Berlin: G+H Verlag 2009
Ellinoor Bergvelt, Debora J. Meijers, Lieske Tibbe, Elsa van Wezel
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Tagungsbericht der internationalen wissenschaftlichen Konferenz: Das Neue Museum im internationalen Kontext, Museale Spezialisierung und Nationalisierung ab 1830, 22. – 24. Oktober 2009 in Berlin
Friederike Fless
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Museale Spezialisierung und Nationalisierung ab 1830, Das Neue Museum im Internationalen Kontext, in: Berliner Schriften zur Museumsforschung, Bd. 29,Berlin: G+H Verlag (2010)
Ellinoor Bergvelt, Debora J. Meijers, Lieske Tibbe, Elsa van Wezel
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„’ … in kunstgeschichtlicher Rücksicht nicht viel Rühmliches …’, Hirt über die kunsthistorische Praxis in Frankreich und England“, in: Aloys Hirt in Berlin, Kulturmanagement im frühen 19. Jahrhundert, Astrid Fendt, Claudia Sedlarz, Jürgen Zimmer (Hrsg.), München/Berlin: Deutscher Kunstverlag (2010)