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Entangled Objects? Die materielle Kultur der Diplomatie in transkulturellen Verhandlungsprozessen im 18. Jahrhundert

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Volker Depkat; Professorin Dr. Harriet Rudolph
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405626232
 
Das Forschungsprojekt untersucht in transkultureller Perspektive die variablen Formen, Funktionen und politisch-rechtlichen Semantiken des Dinggebrauches bei diplomatischen Interaktionen zwischen Repräsentanten politischer Entitäten, die von den Zeitgenossen als kulturell hochgradig different wahrgenommen wurden. In einzelnen Teilprojekten erforscht werden sollen der Dinggebrauch und das materielle Setting der Diplomatie in der habsburgisch-osmanischen Diplomatie (1716-1776) sowie in der kolonialen Diplomatie Nordamerikas (1713-1766). Mit seinem Untersuchungszeitraum vom Ende des Spanischen Erbfolgekrieges bis zur Mitte der 1770er Jahre bewegt sich das Projekt in einer Zeit, in der sich einerseits das Regelwerk der ‚modernen’ Diplomatie im Kontext entstehender und sich konsolidierender Staatensysteme herausbildete, in der andererseits aber der Prozess der europäischen Expansion die diplomatischen Akteure Europas verstärkt in Kontakt mit nicht-europäischen Kulturen und ihren jeweils eigenen Staats- und Herrschaftsvorstellungen, Rechtssystemen und auch Logiken des Dinggebrauchs brachte.Methodisch nutzt das Projekt Ansätze zur Erforschung materieller Kulturen und wendet diese systematisch auf die Handlungsfelder Diplomatie, Außenpolitik und Völkerrecht der Neuzeit an. Folglich werden die im Vollzug transkultureller diplomatischer Verhandlungen gebrauchten Artefakte in ihrer komplexen Materialität, ihrer multiplen Funktionalität, ihrem Tausch- und Gebrauchswert, ihrer Qualität als Ressource kulturellen Sinns sowie in ihrer Rolle als Stifter von politischen und sozialen Beziehungen analysiert. Ausgehend von den Erscheinungsformen materieller Kultur erarbeitet das Projekt Pilotstudien zu den vielgestaltigen Praktiken neuzeitlicher transkultureller Diplomatie, die das komplexe Zusammenspiel von politischen Ideen (Herrschaftsideologien, politische Leitvorstellungen), operativen politischen Interessen (konkrete, den aktuellen Zielen einer Verhandlungssituation geschuldete Vorhaben) und dem Einsatz spezifischer Artefakte (Kleidung, Schmuck, Waffen, Speisen, Gaben, Interieurs, etc.) systematisch und vergleichend analysieren. Insgesamt bietet das Projekt neben einem tiefergehenden Verständnis einzelner politischer Aushandlungsprozesse in verschiedenen Kontexten die Chance, die in der Forschung zirkulierenden Thesen von den langfristig wirksamen Entwicklungsprozessen der Rationalisierung und Verstaatlichung sowie der Verwestlichung und Globalisierung der Diplomatie in der Neuzeit kritisch zu prüfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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