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Das Ende der wissenschaftlichen Karriere? Eine qualitative Studie zur Statuspassage professoraler Ruhestand

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Oliver Berli; Professorin Dr. Julia Reuter
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405775657
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Universitäre Karrieren sind gleichermaßen von wissenschaftlichem wie öffentlichen Interesse. Im Kontext der sozialwissenschaftlichen Forschung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Mehrheit der Studien auf Fragen des Zugangs zu und Verbleibs im Wissenschaftsbetrieb fokussiert. Dabei wurden wichtige Erkenntnisse generiert, die beispielsweise die ungleichen Karrierechancen von Frauen oder Angehörigen von bildungsbenachteiligten Gruppen betreffen oder auch problematische Nebenfolgen der Strukturen der Beschäftigungsverhältnisse offenlegen, wie etwa Prekarisierung oder den Drop-out von Wissenschaftler*innen. Universitäre Karrieren sind jedoch nicht nur aus einer ungleichheitsanalytischen Perspektive interessant. Wissenschaftssoziologische Beiträge im engeren Sinne beschäftigen sich mit den Bedingungen der Entfaltung eines Forschungsprogramms, thematisieren die Genese eines Forscher*innenhabitus oder nehmen den Berufungsprozess in den Blick. Unabhängig davon lässt sich aber beobachten, dass sich die sozialwissenschaftliche Forschung vor allem auf frühe Karrierephasen und Statuspassagen konzentriert und Entwicklungen innerhalb universitärer Karrieren nach dem Erreichen einer ersten unbefristeten Position im (deutschen) Wissenschaftsbetrieb vernachlässigt. Vor diesem Hintergrund greifen wir in unserem Projekt eine empirisch bislang vernachlässigte Phase wissenschaftlicher Karrieren auf: das altersbedingte Ausscheiden aus Forschung und Lehre. Denn wie organisiert wird, dass Professor*innen ihren Platz räumen und sich mit den Folgen dieser Veränderung auseinandersetzen, die neben einem veränderten Möglichkeitsraum für das eigene Wirken auch einen Rollenwechsel bedeuten, wurde bislang nicht untersucht. Diese Leerstelle überrascht, da der Übergang von Professor*innen in den Ruhestand angesichts der Altersstruktur und rechtlichen Altersgrenzen ebenso alltäglich wie unausweichlich ist. Unter Rückgriff auf das Konzept der Statuspassage untersuchen wir am Beispiel von Universitätsprofessuren in Deutschland die Gestaltung wie Bewältigung des Übergangs in den Ruhestand. Dabei rücken wir das Zusammenspiel von Organisation und Person in den Blick, aber gehen auch auf die Rolle von außeruniversitären Akteuren und Programmen für professorale Ruheständler*innen ein. Die Schwerpunkte unserer Analysen liegen auf den Veränderungen der Möglichkeitshorizonte für Wissenschaft nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, sich wandelnden Zugehörigkeiten und Strategien des Erwartungsmanagements. Insgesamt zeigen unsere Analysen ein Spannungsverhältnis aus wenig institutionalisierter Abschiedskultur an Universitäten und starker beruflicher Identifikation der Professor*innen, in dem sehr unterschiedliche Formate des Durchlaufens und der Bewältigung der Statuspassage existieren. Der professorale Ruhestand zeigt sich damit als riskante Statuspassage, in dem Cooling Out-Prozesse elementar sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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