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Evidenz und objektiver Bayesianismus
Antragsteller
Dr. Jürgen Landes
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405961989
Subjektiver Bayesianismus ist die, nach gegenwärtiger Lesart, derzeit dominierende Erkenntnistheorie, welche paradigmatisch in der Wissenschaftsphilosophie und der Theorie der rationalen Überzeungsgrade ist. Die Theorie der rationalen Überzeungsgrade untermauert die dominante Entscheidungstheorie als auch viele unserer statistischen Methoden. Objektiver(!) Bayesianismus ist eine in der Entwcklung befindliche alternative Erkenntnistheorie, welche den subjektiven Bayesianismus abzulösen sucht. Objektive Bayesianer stehen auf dem Standpunkt, dass die Evidenz eines rationalen Agenten seine Überzeungsgrade bestimmt, subjektive Bayesianer hingegen behaupten, dass rationale Agenten Freiheiten bei der Auswahl ihrer Überzeungsgrade besitzen. Es ist an der Zeit, eine Erkenntnistheorie zu wählen. Diese Projekt zielt auf eine Stärkung des objektiven Zugangs ab.Evdienz-basiertes Schlussfolgern im subjektiven Bayesianismus beruht auf zwei traditionellen und verwobenen Teilen: der Maximierung des erwarteten Nutzens, implementiert durch die Konditionalisierung von Überzeugungsgraden. Es wird gezeigt werden, dass sich hieraus unvermutete Probleme ergeben. Der objektive Bayesianismus besitzt zur Zeit keine tragfähigen Fundamente für Evidenz-basiertes Schlussfolgern. Weiterhin fehlt ein Framework für die Implementierung der Aggregation von Evidenz. Ohne tragfähige Fundamente und ohne ein solches Framework kann der objektive Bayesianismus dem subjektiven Bayesianismus nicht die Vorherrschaft streitig machen.Dieses Projekt wird also Fundamente für Evidenz-basiertes Schlussfolgern und ein Framework für die Implementierung der Aggregation von Evidenz im objektiven Bayesianismus entwickeln. Es wird gezeigt werden, dass diese Fundamente tragfähiger als die des subjektiven Bayesianismus sind. Weiterhin wird gezeigt werden, dass die entwickelte Implementierung der Aggregation von Evidenz der Implementierung im subjektiven Bayesianismus in wesentlichen Aspekten überlegen ist.Dieses Projekt ist von großer Relevanz für ein Kerndebatte der formalen Erkenntnistheorie:Charakterisiert der subjektive oder der objektive Bayesianismus besser die Normen der Bildung von Überzeugungsgraden? Das Ergebnis der Debatte ist relevant für die Theorie der rationalen Entscheidung und der Politikgestaltung, den Wissenschaften und im täglichen Leben, da beide Zugänge verschiedene Handlungen als rational betrachten. Das Ergebnis ist weiterhin relevant für die Statistik und die künstliche Intelligenzforschung, die sich oft bayesianischer Prinzipien bedienen, ohne dass sich dabei ein Konsens über die Vor- und Nachteile der beiden Zugänge herausgebildet hat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen