Period rooms: Museale Verhandlungsräume zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Ausstellen und Wohnen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt konnte trotz starker Einschränkungen (insbesondere bei den Archivreisen) durch die Corona-Epidemie mit Hilfe einer kostenneutralen Verlängerung des Projektzeitraums durch die DFG abgeschlossen werden. Insbesondere im Bereich ‚Scharnier: öffentlich-privat‘ wurden alternative Themen erschlossen, um den nicht vorhandenen Zugriff auf Archivmaterial und die damit zusammenhängenden Forschungsfragen zu kompensieren bzw. umzugestalten. Das Projekt hat sowohl die historiographischen und museologischen als auch die politischen und geschlechtsspezifischen Dimensionen des period rooms ausgelotet, die mit der Konstruktion einer ‚bewohnbar‘ erscheinenden Geschichte einhergehen. Dabei hat sich gezeigt, dass der period room keineswegs das überholte museale Displayformat ist, als das er in der Forschung bislang behandelt wurde. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist er im Museum nicht allein ein didaktisches Mittel im Projekt einer nationalen kulturhistorischen Bildungsoffensive, sondern gleichzeitig ein volatiler, gestaltbarer Verhandlungsraum, in dem modernistische Tendenzen bearbeitet werden. Er übernimmt damit eine doppelte Scharnierfunktion im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Moderne sowie zwischen privater Einrichtung und öffentlicher Wissensproduktion. Das Projekt lieferte darüber hinaus die erste systematische Erfassung der vielfältigen gegenwärtigen Zugriffe auf den period room, die das epistemologische Potenzial des Displayformats erkunden, das in der emotionalen Affizierung von Besucher*innen steckt. Indem zeitgenössische Künstler*innen und Kurator*innen in historische period rooms intervenieren, Displays neu arrangieren, die Wirkmechanismen adaptieren und weiterdenken, erkunden sie neue Wege der musealen Objekterzählung und machen Besucher*innen zu zentralen Akteur*innen in den Räumen der (Kunst)Geschichte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Evidenz durch Fiktion?. Evidenzen des Expositorischen (2019, 12, 31), 119-136. American Geophysical Union (AGU).
Söll, Änne
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Period rooms. Exploring Montréal’s Exhibited Interiors, in: Espace Art Actuel, Vol. 124 (Winter 2020), 71-77.
Stefan Krämer
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Stand-In or Act-Out: Period Rooms as Spaces of Agency. Design and Agency (2020), 213-226. American Geophysical Union (AGU).
Söll, and Änne & Krämer, Stefan
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"The House in Good Taste". Zur Rolle von Period Rooms und historistischen Wohneinrichtungen in US-amerikanischen Wohnzeitschriften der 1920er bis 1950er Jahre. wohnen+/-ausstellen (2021, 9, 3), 338-357. American Geophysical Union (AGU).
Söll, Änne
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Housing Remembrance. Simon Fujiwara’s Appropriation of the Anne Frank House, in: Revisiting the Past in Museums and at Historic Sites, hg. v. Anca I. Lasc, Andrew McClellan, Änne Söll, London/New York: Routledge 2021, 88–108
Stefan Krämer
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Die Frankfurter Küche als Museumsobjekt. Margarete Schütte-Lihotzky. Architektur. Politik. Geschlecht. (2022, 12, 31), 312-325. American Geophysical Union (AGU).
Söll, Änne
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Ein Raum konzentrirter Geistes-Tätigkeit: masculinities, the senses and interior design in turn of the 20th century Germany and Austria, in: Senses & Interior Design, hg. v. John Potvin, Marie-Ève Marchand und Benoit Beaulieu, erscheint: 2023 (Manchester University Press.) Bestätigung siehe Anlage
Änne Söll
