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Akustische Indikatoren für Sprachdominanz bei bilingualen Sprechern und Sprecherinnen des Hoch- und Niederdeutschen in Ostfriesland
Antragsteller
Professor Dr. Jörg Peters
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406518522
Niederdeutsch ist heute fast nur noch im Kontext hochdeutsch-niederdeutscher Zweisprachigkeit anzutreffen. Die Vitalität des Niederdeutschen hängt nicht nur von den absoluten und relativen Sprecherzahlen ab, sondern auch davon, ob eine ausgewogene Zweisprachigkeit mit einer Funktionsaufteilung der beiden Sprachen besteht oder eine der beiden Sprache eine zunehmende Anzahl von Lebensbereichen dominiert und die nicht-dominante Sprache nur noch eingeschränkt erworben wird. Insbesondere stellt sich die Frage, ob im Laufe der letzten 2-3 Sprechergenerationen eine Dominanzverschiebung zwischen den beiden Sprachen zugunsten des Hochdeutschen stattgefunden hat, wie die Ergebnisse neuerer Telefonumfragen nahelegen. Diese Umfrageergebnisse beruhen allerdings auf Selbstauskünften, die grundsätzlich der Gefahr ausgesetzt sind, durch Stereotype und soziokulturelle Normen beeinflusst zu werden. Das Forschungsprojekt sucht nach neuen Wegen, um mittels objektiver Daten zu einer differenzierteren Sicht auf die Ausprägung von Zweisprachigkeit in lokalen Sprechergemeinschaften zu gelangen. Anknüpfend an die Forschung zum Zusammenhang zwischen Aufgabenkomplexität, kognitivem Stress und akustischen Effekten beim Sprechen und Lesen soll untersucht werden, ob sich akustische Effekte unterschiedlicher Stressreaktionen auch beim Gebrauch des Hoch- und Niederdeutschen finden lassen. Eine unterschiedliche Sprachbeherrschung sollte sich darin äußern, dass der Gebrauch der schwächeren Sprache bei komplexen Aufgaben mit erhöhtem kognitivem Stress einhergeht. Die akustischen Effekte von kognitivem Stress werden in Produktionsexperimenten untersucht, bei denen zweisprachige Sprecher dreier Sprechergenerationen Sprech- und Leseaufgaben erfüllen, die sich in ihrem sprachspezifischen und allgemeinen kognitiven Anforderungspotential unterscheiden. Die akustische Analyse umfasst die Messung der Sprechgrundfrequenz (speaking fundamental frequency), der Stimmqualität, der Vokalformanten, der Sprechgeschwindigkeit und der Artikulationsrate. Die Untersuchung wird in der Gemeinde Krummhörn im westlichen Ostfriesland durchgeführt, die zu den Regionen mit dem höchsten Anteil an Niederdeutschsprechern in Norddeutschland zählt. Das Projekt will einen innovativen Beitrag zur Identifizierung unterschiedlicher Sprachbeherrschung bei bilingualen Sprechern leisten, ohne auf das Erreichen einer sprachlichen Zielnorm rekurrieren zu müssen. Dieses Verfahren scheint besonders geeignet für die Beurteilung des Status von Regional- und Minderheitensprachen im Kontext von Sprachmischung und Sprachabbau.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen