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Technologie statt Institutionen? Die Blockchain-Technologie als Bedrohung des Bankensystems

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406907010
 
Das Bankensystem als eine der grundlegenden Institutionen des Kapitalismus wird durch die Digitalisierung grundlegend infrage gestellt. Die neuen Akteure im Finanzsektor heißen FinTechs, ein Akronym für Start-ups, die digitale Finanzdienstleistungen wie etwa Kreditvergabe, Zahlungsverkehr oder Vermögensverwaltung anbieten und damit das Monopol der Banken bedrohen. Die radikalste Form dieser Innovation verkörpern jene FinTechs, die auf der sogenannten Blockchain-Technologie basieren. Blockchain, die Technologie, die auch hinter der ersten digitalen Währung Bitcoin steht, ist ein dezentral gespeichertes digitales Protokoll, das alle Transaktionen erfasst. Dieses Protokoll ist für jeden einsehbar und zeichnet sich durch die technologische Unmöglichkeit aus, einmal getätigte Buchungen im Nachhinein zu manipulieren. Blockchain ermöglicht damit im Kern eine neue Form der Buchführung, bei der alle Konten und Transaktionen transparent sind, gespeichert in einem Journal, das nicht von einer dritten (Macht-)Instanz wie etwa einer Bank oder einem Staat verifiziert werden muss. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Blockchain von einigen Beobachtern als ebenso einflussreich wie das Internet eingeschätzt. Die Möglichkeit, Transaktionen (etwa Zahlungsverkehr, Kreditvergabe, oder die vertraglichen Festlegungen von Eigentumstiteln) auf einer peer-to-peer-Basis (d.h. dezentral) abzuwickeln, birgt viele, teilweise sehr unterschiedliche Hoffnungen und Visionen. Während Akteure, die sich stärker sozialen Bewegungen oder NGOs wie BlockchainHub oder Coin Center verpflichtet fühlen, von einem tatsächlich transparenten Finanzsystem träumen, mit dem nicht nur Korruption wirkungsvoll bekämpft und Vermögen und Erbschaften sehr viel einfacher und realistischer besteuert werden könnten, sehen kommerziell orientierte Akteure wie Banken oder Softwarefirmen das Potenzial von Blockchain darin, Lösungen für die stark veraltete Finanzinfrastruktur zu schaffen.Im Zentrum dieses Forschungsprojekts steht die Frage, ob Blockchain ein zentrales Element des Bankensystems revolutioniert: Vertrauen bzw. dessen institutionalisierte Form. Zur Annäherung an diese umfassende Fragestellung soll untersucht werden, welche Akteure langfristig in der Lage sind, sich diese potenziell revolutionäre, aber junge – und deswegen noch weitgehend undefinierte – Technologie anzueignen. Das geplante Projekt besteht aus drei Modulen. Im ersten Modul sollen durch Interviews mit Expertinnen die Blockchain-Technologie, ihre Anwendungspotenziale und Risiken besser verstanden werden. Im zweiten Modul soll die Untersuchung der Innovationsprozesse der Blockchain-Technologie durch eine quantitative Analyse von Patenten ergänzt werden. Die Analyse von Blockchain-Patenten bzw. von deren Anmeldern dient gemeinsam mit dem dritten Modul, einer quantitativen Analyse der auf Blockchain-Start-ups bezogenen Mergers-&-Acquisitions-Aktivitäten innerhalb des Finanzsektors, einem genaueren Verständnis der Aneignungsprozesse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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