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Ritualpraxis in Sanktuar und 'Axialkapelle' (Mesenit) des Horus-Tempels von Edfu: theologische Traditionen und Kultablauf im innersten Kern eines ägyptischen Tempels

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407010283
 
Erstmals sollen das ‚Barkensanktuar‘ und die Axialkapelle (‚Mesenit‘) des Horus-Tempels von Edfu mit ihren Wandreliefs einer ausführlichen und vergleichenden Untersuchung unterzogen werden, um eine Grundlage für zukünftige systematische Studien des gesamten Heiligtums, seiner Theologie und seines Kultbetriebs zu schaffen. Der Horus-Tempel von Edfu (Oberägypten, erbaut 237-57 v. Chr.) enthält mit seiner Wanddekoration Informationen sowohl zu den durchgeführten Ritualen und dem Inventar des Tempels, als auch zur regionalen und überregionalen Kulttopographie, Mythologie, Ikonographie und theologischen Konzepten in einer Ausführlichkeit, die ihresgleichen sucht. Er bietet somit ein einmaliges Potential für das Verständnis des Kultablaufes und der religiösen Konzeption ägyptischer Heiligtümer, das bisher nur unzureichend ausgeschöpft worden ist. Die axial hintereinander gelegenen, zu untersuchenden Räume bilden den inneren Kern des Tempels. Sowohl ihre architektonische Anlage als auch ihre Wanddekoration unterstreichen ihre zentrale kultische Bedeutung. Demnach bestand zwischen den beiden Räumen eine enge, komplementäre Beziehung, für deren Kennzeichnung als Arbeitshypothese die Bezeichnungen ‚vorderes (oder offenes) Sanktuar‘ und ‚hinteres (oder geheimes) Sanktuar‘ vorgeschlagen werden. Die genaue kultische Funktion und Konzeption der beiden Räume und ihre konkrete Interrelation sind aber bisher nicht systematisch untersucht worden. Das Projekt will dem Desideratum begegnen. Es wird sich den beiden Tempelräumen mit einem methodisch ganzheitlichen Ansatz und unter Einbeziehung aktueller Forschung zu ägyptischen Ritualen sowie Neueditionen von Papyri und Tempelinschriften widmen. Zudem kann erstmals die durch Restaurierung wieder sichtbar gemachte Polychromie der Wandreliefs sowie noch erhaltene Dipinti in die Analyse einbezogen werden, um so eine vollständige ‚Raumbiographie‘ zu erhalten. Das Projekt ist auf zwei Phasen zu je drei Jahren angelegt: Phase I hatte die philologische und dokumentarische Erschließung der Quellen zum Ziel; letztere trennt nun nicht länger Hieroglyphen und bildliche Darstellungen, wodurch erst die zahlreichen intermedialen Bezüge ersichtlich werden. Phase II widmet sich der text- und religionsgeschichtlichen Analyse, Deutung und Kontextualisierung sowie der ikonographischen Untersuchung. Vergleiche mit älteren und zeitgenössischen Tempeln liefern Hinweise über die Funktion und Genese der Raumsituation in Edfu. Bezüge innerhalb des Tempels werden zur Rekonstruktion der Kultpraxis herangezogen. Am Ende von Phase II wird in drei Bänden die Abschlusspublikation in Buchform erscheinen, bestehend aus 1. der Transliteration, Übersetzung und dem philologischen Kommentar, 2. den Zeichnungen der Wandszenen und 3. der ausführlichen inhaltlichen Analyse der Szenen und Inschriften. Die photographische Dokumentation wird hingegen online und open access zugänglich gemacht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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