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Medien und islamistische Radikalisierung. Eine Analyse reziproker Medienwirkungen auf islamistische Radikalisierungsprozesse sowie der Merkmale und Ursachen der Lokalberichterstattung über die islamistische Szene

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407501391
 
Weil islamistische Radikalisierung eine interdisziplinär untersuchte Gefahr für die Demokratie darstellt, stellt sich auch die Frage nach dem Beitrag der Kommunikationswissenschaft zur Erforschung der Prozesse, in deren Verlauf eine Person zunehmend zum Anhänger islamistischer Ideologie wird bzw. Gewalt unter Berufung auf diese Ideologie ausübt. Die Forschung weist hier drei zentrale Forschungslücken auf: Erstens ist bislang noch nicht systematisch untersucht worden, welche Rolle journalistische Medieninhalte sowie Propaganda-Inhalte in unterschiedlichen Phasen der Radikalisierung von Personen spielen, die sich zu politischen oder dschihadistischen Salafisten entwickeln. Zweitens sind noch nicht jene radikalisierungsrelevanten journalistischen Medieninhalte untersucht worden, die eine bestimmte lokale islamistische Szene thematisieren, wodurch diesen (auf Basis des Konzepts der reziproken Effekte nach Kepplinger) eine Wirkung auf sich radikalisierende Personen vor Ort unterstellt werden kann. Drittens sind die Ursachen dieser journalistischen Medieninhalte noch nicht systematisch untersucht worden. Das beantragte Projekt will zur Schließung dieser drei Forschungslücken beitragen, indem aus fünf Brennpunkten in Deutschland und Österreich (1) inhaftierte Islamisten sowie Szene-Aussteiger qualitativ zu den kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Wirkungen von Berichterstattung und Propaganda befragt werden; (2) radikalisierungsrelevante Merkmale der Online-Boulevardberichterstattung in diesen Brennpunkten quantitativ analysiert werden und (3) die für diese Berichterstattung verantwortlichen Journalisten qualitativ zu ihren Interaktionen mit Vertretern der Szene sowie zu individuellen Einstellungen und Arbeitsbedingungen befragt werden. Ein Schwerpunkt liegt in allen drei Teilstudien auf der Rolle der Medien bezüglich der Darstellung der Gefährlichkeit der Szene, also darauf, (1) wie politische und dschihadistische Salafisten die mediale Darstellung der Gefährlichkeit der Szene verarbeiten und welche Wunschdarstellung sie anstreben; (2) wie Medien die Gefährlichkeit der Szene darstellen; und (3) welche Faktoren die mediale Darstellung der Gefährlichkeit der Szene beeinflussen. Die empirischen Befunde sollen die Theoretisierung der Rolle von Medien in Radikalisierungsverläufen ermöglichen und zu einer verantwortungsvollen Islamismus-Berichterstattung beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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