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EUPLEX - Policy-Komplexität in der Europäischen Union
Antragsteller
Dr. Steffen Hurka
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407514878
Politische Inhalte zeichnen sich durch zunehmende Komplexität aus. Zum einen häufen sich Regulierungen und Verordnungen über Zeit und kreieren Interdependenzen zwischen neuem und bestehendem Recht. Zum anderen werden einzelne Rechtsakte hinsichtlich Ihrer Substanz immer ausdifferenzierter, um der steigenden Komplexität politischer, sozialer und ökonomischer Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Während die Relevanz dieser Entwicklungen im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs kaum angezweifelt wird, wissen wir erstaunlich wenig über deren Ursachen und Auswirkungen. Dies liegt vor allem auch in dem Umstand begründet, dass es uns an den konzeptionellen und theoretischen Grundlagen mangelt, die für die systematische Erfassung von Policy-Komplexität notwendig sind.Mit einem empirischen Fokus auf Regulierungen und Direktiven der Europäischen Union (EU) im Zeitraum 2004-2019 setzt sich das Projekt EUPLEX zum Ziel, einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücken zu leisten. Konkret befasst sich EUPLEX mit drei zentralen Forschungsfragen: (1) Wie lässt sich die Komplexität politischer Inhalte konzeptionell fassen, empirisch messen und damit vergleichbar machen? (2) Welche Faktoren erklären unterschiedliche Grade von Policy-Komplexität und welche relative Bedeutung nehmen dabei funktionale, politische und institutionelle Determinanten ein? (3) Wie wirkt sich Policy-Komplexität auf die Effizienz von Entscheidungsprozessen und die Qualität der Implementation aus? EUPLEX basiert auf der Annahme, dass Policy-Komplexität durch die Interaktion politischer Inhalte entsteht und unterscheidet dabei konzeptionell zwischen externer Policy-Komplexität (Interdependenzen zwischen Rechtsakten) und interner Policy-Komplexität (Interdependenzen innerhalb von Rechtsakten). Dieser innovative Zugang ermöglicht eine nuancierte Theoriebildung bei der Beantwortung der zentralen Forschungsfragen des Projekts. Methodisch wählt das Projekt einen gemischten Ansatz, der einerseits auf der Erhebung und Analyse quantitativer Netzwerkdaten beruht, und zum anderen durch Interviews mit Entscheidungsträgern und Implementationsakteuren kausale Mechanismen herausarbeitet. EUPLEX knüpft an erste deskriptive Studien zu Policy-Komplexität im Bereich der IT und der Rechtswissenschaft an, entwickelt die bestehenden Ansätze jedoch in konzeptionell-theoretischer Hinsicht weiter, um sie für die politikwissenschaftliche Analyse zugänglich zu machen.Antworten auf die zentralen Fragen des Forschungsprojekts sind von herausragender theoretischer Relevanz für die EU-Forschung, die sich bislang vorrangig auf die Rolle von politischen und institutionellen Rahmenbedingungen fokussiert, jedoch die Komplexität politischer Inhalte in ihren Erklärungsmodellen weitestgehend ausklammert. Zudem kommt insbesondere der dem Projekt übergeordneten Frage nach der Problemlösungskapazität politischer Systeme in Zeiten zunehmend komplexer Herausforderungen enorme gesellschaftliche Bedeutung zu.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen