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Soziale Aspekte restriktiven Essverhaltens bei Anorexia Nervosa
Antragstellerin
Dr. Lena Rademacher
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407671229
Ziel des geplanten Projekts ist es, besser zu verstehen, inwiefern soziale Faktoren zu restriktivem Essverhalten bei Anorexie (AN) beitragen. Zu diesem Zweck sollen AN-Patientinnen (restriktiver Typ) und gesunde Versuchsteilnehmer mit zwei experimentellen Paradigmen mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomographie untersucht werden. Im ersten Paradigma werden neuronale Reaktionen auf antizipierte Essens- und Geldbelohnungen untersucht und es werden persönliche (eigener Gewinn) mit stellvertretenden Belohnungen (Gewinn für eine andere Person) verglichen. Ich nehme an, dass gesunde Probanden stärkere Reaktionen im Belohnungssystem des Gehirns für persönliche im Vergleich zu stellvertretenden Belohnungen zeigen werden und dass die Stärke der Reaktionen vom subjektiven Wert der Belohnungen abhängt (Rating nach dem Scan). Bei AN hingegen erwarte ich, dass die neuronalen Reaktionen und die Ratings sich zwar bei monetären Belohnungen nicht von denen gesunder Probandinnen unterscheiden, bei antizipierten persönlichen Essensbelohnungen jedoch verringerte Reaktionen aufgrund negativerer Bewertungen dieser Belohnungen gezeigt werden, welche auf den Widerwillen zu Gewichtszunahme und kognitive Ziele wie Essensvermeidung zurück zu führen sind. Darüber hinaus sollten Strukturen des kognitiven Kontrollnetzwerkes stärker aktiviert sein. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Belohnungsreaktionen bei AN nicht reduziert sein werden, wenn die Essensbelohnungen für eine andere Person sind, da sie dann nicht mit (persönlicher) Gewichtszunahme verbunden sind und nicht in Konflikt mit kognitiven Zielen stehen. Stattdessen könnten sie sogar stärker als bei den Kontrollprobanden ausfallen und damit soziale Vergleichsprozesse bei AN widerspiegeln. Im zweiten Paradigma sollen neuronale Aktivierungen, welche mit sozialen Essenssituationen verbunden sind, untersucht werden und dabei Situationen verglichen werden, in denen die Probanden sich vorstellen zu essen bzw. anderen Personen beim Essen zuzusehen. Ich nehme an, dass die Vorstellung, in Gegenwart anderer zu essen, Schamgefühle aufgrund sozialer Vergleichsprozesse auslöst, da dabei mangelnde Selbstkontrolle und Abweichungen von persönlichen Idealen offengelegt werden. Daher sollten AN-Patientinnen für Situationen, in denen sie sich vorstellen selbst zu essen, stärkere Schamgefühle (in Ratings nach dem Scan) als gesunde Kontrollprobanden angeben und stärkere Aktivierungen Scham-assoziierter Hirnnetzwerke zeigen. Im Gegensatz dazu könnten sie bei Situationen, in welchen sie lediglich jemandem beim Essen zusehen, sogar mit Stolz und Freude reagieren (einhergehend mit erhöhter Aktivität des Belohnungssystems). Ich erwarte, dass ich mit dem geplanten Projekt wichtige Informationen über Mechanismen liefern kann, die restriktivem Essverhalten bei zugrunde liegen und damit helfen kann, effektivere Behandlungsstrategien zu entwickeln, um Rückfälle zu verringern oder den Ausbruch der Störung bei Risikopersonen zu verhindern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen