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The Schneidhaus (cutting house) of the Fugger in Augsburg. A surgical hospital in the Early Modern

Subject Area History of Science
Early Modern History
Term from 2019 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 407995739
 
Final Report Year 2023

Final Report Abstract

Im Zentrum des Projekts stand die Fuggersche „Schneidhausstiftung“, die 1540 gegründet und durch eine testamentarische Zustiftung von Anton Fugger 1560 finanziell abgesichert wurde. Das Schneidhaus bestand an wechselnden Orten und mit kriegsbedingten Einbrüchen bis zum Jahr 1806. In der am besten dokumentierten Phase des Hospitalbetriebs zwischen den 1580er Jahren und 1630 war es in zwei benachbarten Gebäuden, dem „kleinen“ und dem „großen“ Schneidhaus westlich von der Fuggerei am Rossmarkt untergebracht. Die Fugger bestallten einen handwerklich gebildeten Wundarzt („Schneidarzt“), der im kleinen Schneidhaus wohnte und die Kranken untersuchte und operierte. Für die pflegerische Versorgung waren der „Hausvater“ und die „Hausmutter“ mit eigenen Mägden zuständig. Das Schneidhaus wies eine gewisse Spezialisierung auf, insofern es ganz überwiegend von männlichen Kranken mit Hernien, Skrotaltumoren und Blasensteinen aufgesucht wurde. Überraschend wer der hohe Anteil von Kleinkindern und Knaben bis 14 Jahren. Ebenfalls überraschend war die hohe Erfolgsquote: Über 90 % der Operierten konnten geheilt entlassen werden. Das Einzugsgebiet des Schneidhauses ging weit über die Umgebung von Augsburg hinaus, teilweise bis nach Tirol. Hier zeigten sich deutliche Überlagerungen mit machtpolitischen, wirtschaftlichen und konfessionellen Interessen des Hauses Fugger. Der Weg der Kranken ins Schneidhaus wurde von einem einheitlich ablaufenden administrativen Prozess begleitet. Zunächst mussten sie die Voraussetzungen für die Zulassung erfüllen (sie mussten katholisch und bedürftig sein sowie ein Empfehlungsschreiben vorweisen können), dann folgte die Prüfung ihres Antrags auf Aufnahme in das Schneidhaus durch die Stiftungsverwaltung in die Fuggerei. Wurde der Antrag genehmigt, erhielten sie einen Einweisungsschein, den sie dem Schneidarzt vorlegen mussten. Die Kosten des durchschnittlich sechs bis acht Wochen dauernden Aufenthalts trugen die Fugger. Eine – sehr positive – „Überraschung“ im Projektverlauf war die Detailliertheit einiger Jahrgänge der Rechnungsbücher sowie das Auffinden von Journal-Einträgen eines Schneidarztes aus dem späten 16. Jh. mit eingelegten Einweisungsscheinen. Diese besondere Quellenlage machte es erst möglich, den Patientenweg und den Operationserfolg in der oben genannten Form zu rekonstruieren. Zu den negativen Überraschungen gehörte das Abbrechen der patientengenauen Aufzeichnungspraxis in den Rechnungsbüchern, die von der Hand mehrerer Schreiber stammte und mehrere Administratoren überdauert hatte. Enttäuschend war ferner, dass sich die Autoren und Auftraggeber des Ingolstädter Manuskripts nicht sicher klären ließen, auch wenn es dem Zeitraum zugeordnet werden konnte, in dem Marinus Marianus als Schneidarzt tätig war. Die forschungsbegleitende Kuratierung der Abschlussausstellung hat sich erneut sehr bewährt. Die Ausstellung konnte in enger Zusammenarbeit von Wissenschaftlerin, Kuratorin, Projektleitung und Museumsteam Gestalt annehmen. Bei zahlreichen Führungen beeindruckt insbesondere die interaktive Medienstation zum Blasenstein-Manuskript mit dem integrierten Video zur Veranschaulichung des Forschungswegs. Der Katalog mit Beiträgen aus dem Projekt und von einschlägig ausgewiesenen Gastautor-/innen wurde von der hauseigenen Graphikerin sehr ansprechend layoutet und in einer Auflagenhöhe von 800 Ex. gedruckt. Das DMMI hatte während der Laufzeit der Ausstellung 38.287 Besucher/-innen. Die beiden Videos auf dem YouTube-Kanal DMMIvideo wurden bis Ende Oktober 2023 von über 1.000 Usern abgerufen.

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