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Paläolandschaftsrekonstruktionen tektonisch aktiver Regionen - ein neues Mittel zur Vorhersage von Fossilfundstellen und zum Verständnis von homininen Besiedlungsmustern

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 408311491
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ich habe in meinem Projekt tektonisch aktive Landschaften untersucht, um deren Rolle in der Entwicklung und Verbreitung unserer menschlichen Vorfahren aufzuzeigen. Ziel war es, detaillierte Landschaftsrekonstruktionen einer Schlüsselregion für die Spätpleistozäne Verbreitung moderner Menschen in Nordamerika zu erstellen, sowie die strategische Bedeutung komplexer Topographie für die strategische Nutzung der Landschaft zu visualisieren. Die Paisley Höhlen am Ostufer des Chewaucan Beckens beherbergen eine große Anzahl archäologischer Relikte, sowie menschlicher und tierischer Überreste, die vermuten lassen, dass diese Region ab ca. 14.500 Jahren BP (before present) von prähistorischen Jägern der Pre-Clovis Kultur besiedelt wurde. In meinem Projekt habe ich mit fernerkundlichen Methoden und Geländekartierungen die geologischen und geomorphologischen Strukturen untersucht, und festgestellt, dass hauptsächlich Seespiegelschwankungen und damit verbundene isostatische Oberflächenbewegungen, sowie Tektonische Aktivität die Landschaft des Chewaucan Beckens seit Ende der letzten Eiszeit massiv verändert hat. Ich habe mit Hilfe von Python- und MATLAB-basierten Computermodellierungen die tektonisch und klimatisch induzierten Oberflächenveränderungen rekonstruiert und mehrere Paläolandschaftsmodelle des Spätpleistozänen Chewaucan Beckens erstellt. Daraus habe ich eine Agentbasierte Modellierung von saisonalen Tiermigrationsbewegungen im weiteren Unfeld der Studienregion erstellt. Die Paläolandschaftsmodelle zeigten, dass der maximale Seespiegel (1350 m ü. NN) bei 14.500 – 13.500 Jahren BP erreicht war und das Chewaucan Becken von einem großen See bedeckt war. Zu dieser Zeit gibt es erste vereinzelte Hinweise auf menschliche Besiedlung in den Paisley Höhlen. Nach sukzessiver Absenkung des Seespiegels auf < 1335 m ü. NN, haben sich zwischen 13.500-11.500 Jahren BP zwei getrennte Seen gebildet, die zunächst nur durch einen schmalen Landstrich voneinander getrennt waren, und an dessen östlichen Ende sich die Paisley Höhlen befanden. In diesem Zeitabschnitt ist die höchste Anzahl menschlicher und tierischer Überreste in den Ablagerungen der Paisley Höhle erhalten geblieben; Die Ergebnisse der Agentenbasierten Modellierungen zeigen, dass die schmale Landbrücke zwischen beiden Seebecken ein wichtiges Landschaftselement darstellt, der saisonale Migrationen von Weidetieren auf einen schmalen Korridor begrenzt haben könnte. Somit hätten die Paisley Höhlen eine potentiell wichtige strategische Lokation für die Jäger der Prä-Clovis Kultur dargestellt. Der methodische Ansatz aus fernerkundlichen und geländebasierten Kartiermethoden in Kombination mit numerischen und Agentbasierten Modellierungen hat sich in diesem Projekt als sehr erfolgreich herausgestellt und wird, nach Publikation der hier gewonnenen Daten auch in anderen tektonisch aktiven und archäologisch relevanten Regionen zum Einsatz kommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2019, Reconstructing Human-landscape Interactions in Tectonically Active Regions. AGU Fall Meeting Abstracts. San Francisco, USA
    S. Kübler, G. King, G. Bailey, G. Tucker
  • 2019, Reconstruction of early hominin landscapes in a tectonically and volcanically active Rift System, HSPDP Annual Meeting 2019, Tucson, AZ, USA
    S. Kübler, S. Rucina, A. Junginger, E. Hutton, G. Tucker, G. Bailey, G. King
 
 

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