Agroholdings im Agrar- und Ernährungssektor in GUS-Ländern: Entstehungsgründe, Funktionsweise und Entwicklungsperspektiven
Final Report Abstract
Die Studien basierten auf Literaturanalysen, Expertengesprächen sowie der Aufbereitung und Bearbeitung von statistischen Daten zu landwirtschaftlichen Betrieben, besonders in den russischen Regionen Belgorod und Moskau sowie Oreol und Tartastan. Grundsätzlich lässt sich das Forschungsprojekt in drei wesentliche Teilaspekte gliedern, die jedes eine bestimmte Forschungsfrage und insofern ein explizites Forschungsziel verfolgten, nämlich zu bestimmen: (1) warum entstehen Agroholdings, (2) auf welche Weise behaupten sie sich am Markt und (3) welche Zukunft haben sie? Die empirischen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Agroholdings haben sich primär aus zwei Gründen gebildet. Zum einen sahen findige Unternehmer ökonomische Entwicklungschancen in einem sehr fragilen institutionellen Umfeld. Zum andern gab es Druck sowie Anreize von politischer Seite. Die zentrale Botschaft aus diesem Forschungsprojekt ergibt sich aus dem, was die Studien nicht finden bzw. bestätigen konnten; nämlich Hinweise auf eine nennenswerte Überlegenheit von abhängig operierenden Betrieben gegenüber unabhängigen hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Leistungsindikatoren auf Mikroebene, bzgl. bestehender Skaleneffekte oder augenscheinliche Vorteile in Sachen Subventionserhalt (zumindest was die Fähigkeit betrifft, letzteres in betriebliches Wachstum umzumünzen). All diese Aspekte werden gewöhnlich als Gründe für das Entstehen sowie auch den Fortbestand von Agroholdings angeführt. Auch mit Bezug auf die Frage, welche Form der betrieblichen Organisation auf effizientere Weise landwirtschaftliche Produktion gewährleistet, kann – zumindest auf Basis der vorliegenden Daten – nicht bestätigt werden, dass Betriebe, die zu Agrarholdings gehören, einen Vorteil gegenüber unabhängigen haben. Allerdings ließ sich auch nicht das Gegenteil nachweisen. So bleibt zu konstatieren: Agroholdings wachsen nicht 'organisch', d.h. getrieben von überproportionalem Wachstum der ihnen zugehörigen Betriebe. Tatsächlich scheinen die Faktoren, die sich um die landwirtschaftliche Produktion selbst ranken, eher unerheblich. Vorteile der zu Unternehmensgruppen gehörenden Betriebe ergeben sich vielmehr aus besserem Zugang zu Faktor- bzw. Produktmärkten, aus Synergien innerhalb der Holdings und – nicht zuletzt – auch aus bisweilen (missbräuchlichen) Ausnutzen von Marktmacht. In anderen Worten: Die Bestimmungsgründe für Entstehung, Wachstum sowie auch des Fortbestandes von Agroholdings liegen nicht in den ihnen einverleibten Betrieben (d.h. auf der Produktionsebene). Auf Mikroebene betrachtet sind diese vielmehr ausnahmslos externe Faktoren. Die treibenden Kräfte für das Wachstum von Agroholdings sind in der starken Verflechtung politischer und wirtschaftlicher Interessen und zudem in dem bisweilen nennenswerten direkten 'Zuvorkommen' gegenüber solchen Holdings zu sehen; insbesondere solche die als 'systemrelevant' eingestuft werden. In anderen Worten, mit Hinblick auf den Ursprung und die Dynamik des Wachstums von Agroholdings muss das Hauptaugenmerk auf dem Vernetzen individueller Produktionseinheiten liegen; wobei sich diese auf jeweils starke Positionierung in lokalen und regionalen Märkten stützen und zudem über enge politische Kontakte verfügen. Aus diesen Gründen gehen wir davon aus, dass Agroholdings auch in Zukunft in den untersuchten Ländern eine erhebliche Rolle spielen werden. Der Zugang zu empirischen Daten erwies sich in diesem Projekt als schwieriger als noch bei Beantragung der 2. Projektphase angenommen wurde. Nachdem ein erster Datensatz zu landwirtschaftlichen Betrieben in den Regionen Moskau und Belgorod zu den Jahren 2001-2008 zur Verfügung stand, wurde die Übergabe weiterer Daten mit der Begründung des Datenschutzes verweigert. Ebenso wurde die Organisation und Durchführung von Expertengesprächen immer schwieriger. Die regionalen und lokalen Experten waren immer weniger bereit, eingehendere Angaben zu ihren Betrieben zu machen. Nichtsdestotrotz konnten die zur Verfügung gestellten Daten von verschiedenen Institutsmitarbeitern genutzt und wissenschaftlich verwertet werden.
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