Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Rekonstruktion der Glasurziegelfassaden aus Assur im Vorderasiatischen Museum (GlAssur)

Antragstellerinnen Dr. Anja Fügert; Dr. Helen Gries
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 408800085
 
Ziel des Projektes ist die wissenschaftliche Auswertung der vielfältigen Glasurziegeldekorationen aus Assur. Neben der thematischen und ikonographischen Analyse stehen hierbei die Komplexe Datierung und Kontextualisierung, Herstellung und Bauorganisation sowie die Rekonstruktion der Glasurziegelfassaden im Vordergrund. Weiterhin wird die technologische Entwicklung der Glasurziegelproduktion in Assyrien im Zeitraum vom 9.‒7. Jh. v. Chr. untersucht. Das umfangreiche Untersuchungskorpus besteht aus über 3000 glasierten Ziegeln und Ziegelfragmenten. Es befindet sich im Vorderasiatischen Museum in Berlin. Die meisten dieser weitestgehend unpublizierten Objekte stammen vom Assur-Tempel, dem Hauptheiligtum Assyriens. Sie datieren in das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. Weitere Ziegelfragmente aus dem frühen 9. Jahrhundert v. Chr. gehören zu den ältesten bekannten Glasurziegeln Mesopotamiens. Die Ziegel traten bei der Grabung der Deutschen Orient-Gesellschaft unter der Leitung des Architekten Walter Andrae zwischen 1903 und 1914 in Assur, der Hauptstadt Assyriens, zutage. 18 Glasurziegelfassaden fanden die Ausgräber im Assur-Tempel noch in situ vor. Nach zeichnerischer Dokumentation wurden sie kontrolliert abgebaut. Gut 90 Jahre galten die Skizzen der Ausgräber als verschollen und der Befund war nur aus Beschreibungen bekannt. Das Wiederauffinden der Skizzen 2010 gekoppelt mit der bei der ersten Materialsichtung gewonnenen Erkenntnis, dass nahezu alle Fassadenziegel in Berlin vorhanden sind, sowie die Tatsache, dass im Zuge der derzeit stattfindenden Generalsanierung des Pergamonmuseums die Ziegel aus Assur konservatorisch gesichert wurden, ermöglicht nun erstmals die Bearbeitung dieses Materials. Besonders reich mit Glasurdarstellungen dekoriert war die Südostfassade des Tempels, die vom Vorhof aus von einem größeren Rezipientenkreis gut gesehen werden konnte. Die meisten der zum Vorhof gewandten Fassaden erzählten detailreich von Kriegszügen der assyrischen Armee oder zeigen Szenen bei Hofe. Einzelne Fragmente belegen, dass auch Götter und kultische Szenen auf den Tempelwänden abgebildet waren. Da der Forschungsfokus bisher hauptsächlich auf der Ausgestaltung der Paläste lag, wird im Hinblick auf den Baudekor neuassyrischer Tempel ein beträchtlicher Wissenszuwachs erwartet. Bemerkenswert ist schon jetzt, dass das breite Themenrepertoire Parallelen zu den assyrischen Palastreliefs aufweist. Die zahlreichen Versatzmarken und Stempelungen lassen zudem weitreichende neue Erkenntnisse zur Planung und Umsetzung großer Bauvorhaben erwarten. Naturwissenschaftliche Analysen zur Bestimmung der Zusammensetzung der Glasurfarben sollen die Untersuchung der technologischen Entwicklung der neuassyrischen Glasurmalerei stützen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung